EU: "Können US-Ratingagenturen nicht verbieten"

Bonitätsnoten von US-Rater bald vorbei
Bonitätsnoten von US-Rater bald vorbei(c) REUTERS (Toru Hanai)
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Die EU hat den Bericht, wonach Bewertungen durch US-Ratingagenturen im Europa bald nicht mehr zugelassen werden, zurückgewiesen.

Die EU-Kommission hat Berichte zurückgewiesen, wonach Bewertungen für Wertpapiere aus den USA und anderen Drittstaaten nicht mehr zugelassen sein sollen. Der Sprecher von EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Olli Rehn, Amadeu Altafaj-Tardio, erklärte am Freitag in Brüssel, "wir sind nicht in der Lage, Ratingagenturen zu verbieten". Berichte, wonach die Kommission und die neue EU-Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA die Bonitätsnoten von Ratingagenturen außerhalb der EU ab dem 7. Juni nicht mehr anerkennen wollten, seien "nicht richtig".   Allerdings gebe es mit den zuständigen amerikanischen Stellen Gespräche.

Das "Handelsblatt" hatte zuvor unter Berufung auf Kommissionskreise berichtet, dass in der Europäischen Union sollen bald Bewertungen für Wertpapiere aus den USA und anderen Drittstaaten nicht mehr zugelassen sein. 

Ein Verbot der US-Ratings hätte für die europäischen Banken weitreichende Folgen. Diese Banken müssten für Finanzprodukte aus den USA, für die es kein europäisches Rating gibt, mehr Eigenkapital hinterlegen als bisher.

Ständiger Streit zwischen EU und Agenturen

Der Streit zwischen den internationalen Ratingagenturen und der Europäischen Union hatte zuletzt an Schärfe zugenommen. Die Agenturen drohten Branchenkreisen zufolge damit, ihre Bewertung der Zahlungsfähigkeit hochverschuldeter Euro-Staaten ganz einzustellen. In diesem Fall würden Investoren laut Experten um diese Länder komplett einen Bogen machen.

   Sollte die EU die Agenturen tatsächlich für eine falsche Einstufung haftbar machen, könnten die Institute ihre Bewertungen ganz einstellen, hieß es in den Branchenkreisen. Hintergrund des Streits sind die jüngsten Herabstufungen von Staaten wie Portugal und Griechenland durch Agenturen wie Moody's, S&P oder Fitch.

Ratingagenturen in ständiger Kritik

Rating-Agenturen bewerten die Kreditwürdigkeit von Unternehmen, Banken und Staaten und vergeben dazu verschiedene Bonitätsnoten. Dabei fließen veröffentlichte Zahlen ebenso ein wie Brancheneinschätzungen oder eine Beurteilung des Managements.

Je schlechter sie die Bonität eines Marktteilnehmers beurteilen, umso teurer und schwieriger wird es für diesen, sich Geld zu besorgen. Die Refinanzierungskosten steigen, schlimmstenfalls ziehen Geldgeber ihr Kapital ab. Am Rating orientieren sich nicht nur Banken, sondern zum Beispiel auch institutionelle Investoren. 

Die Bonitätsnoten sind im globalen Geflecht der Finanzströme nach wie vor eine wichtige Orientierungshilfe. Egal ob Banken, Versicherungen oder Vermögensverwalter, sie alle steuern einen Großteil ihrer Investitionen mit Blick auf die drei Buchstaben, die Bestnote AAA. Fällt die Bonität eines Staates unter eine gewisse Schwelle, müssen etwa Pensionskassen die Staatsanleihen verkaufen. Liegen die Wertpapiere in den Büchern von Banken, verlangen die Aufseher als Sicherheitspuffer mehr Eigenkapital.

(APA/Ag.)

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