Griechenland: Umschuldung löst die Probleme nicht

Nowotny: Schuldenschnitt ist keine Lösung
Nowotny: Schuldenschnitt ist keine Lösung(c) REUTERS (Heinz-peter Bader)
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EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark sieht die Griechen nicht im Zustand der Pleite. Für OeNB-Gouverneur Nowotny hat Griechenland zu lange über seine Verhältnisse gelebt.

Griechenland ist nach den Worten von EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark nicht pleite. "Griechenland hat einen hohen Schuldenstand, aber Griechenland ist nicht insolvent", sagte Stark am Dienstag im Bayerischen Rundfunk. Das Land habe jahrelang eine falsche Wirtschaftspolitik betrieben. Das müsse jetzt korrigiert werden. "Das geht nicht ohne Probleme ab", sagte das Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank (EZB). "Man ist in einer Anpassungsrezession."

Eine Umschuldung löst Stark zufolge die Probleme des Landes nicht. "Wenn man über Umschuldung redet, muss man über die Konsequenzen reden: auf das Bankensystem, auf die Refinanzierung durch die Europäische Zentralbank (EZB), die Auswirkungen auf die Wirtschaftsleistung."

Nowotny mit EZB-Kollegen einer Meinung

In die gleiche Kerbe schlägt der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Ewald Nowotny, im Ö1-Morgenjournal-Interview. Einen Schuldenschnitt hält er für nicht möglich. Das hätte Rückwirkungen auf die griechischen Banken sowie auf die Bankensystem insgesamt und würde die Krise nur verschärfen.

Einen Lösungsansatz sieht Nowontny in der Erstreckung des Zeitraums für die Schuldenrückzahlung. Griechenland muss im nächsten Jahr 25 bis 30 Milliarden Euro zurückzahlen. Es gebe nun "starke Hinweise", dass Athen das nicht wie angenommen auf dem Markt finanzieren kann. Dieses Problem müsse man nun lösen.

Griechenland habe lange über seine Verhältnisse gelebt, jetzt gehe es um einen "Strukturprozess", um das wieder zu korrigieren, sagt Nowotny. Die Erwartungen einer  Kommission, die das Hilfsprogramm überprüft, seien aber "leider schlecht". Die internationale Hilfe sei zwar richtig konzipiert, man habe aber die Tiefe des Problems von Griechenland unterschätzt. Die Einhebung der Steuerung sieht der Gouverneur als ein Hauptproblem, das nicht so schnell gelöst werden kann. Was bisher in Griechenland geschieht, sei zu wenig konsequent. Entscheidend sei eine dauerhafte Lösung.

(APA/Red.)

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