BP-Rosneft: Poker bis zur letzten Minute

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In den letzten Stunden vor Ablauf der Deadline versuchte BP die geplante Mega-Allianz mit den Russen doch noch zu retten. Dem „Wall Street Journal“ zufolge würde BP die Trennung 30 Mrd. Dollar kosten.

Moskau. In der spektakulärsten und hindernisreichsten Allianzbildung dieses Jahres zwischen dem britischen Ölkonzern BP und dem staatlichen russischen Branchenprimus Rosneft sollte es in der Nacht auf Dienstag doch noch zu einer endgültigen Lösung gekommen sein. Zumindest liefen die Verhandlungen zu Redaktionsschluss auf Hochtouren, endete doch die Frist zum Abschluss der milliardenschweren Überkreuzbeteiligung am Montag um 24 Uhr MEZ.

Wie zuvor aus unterschiedlichen Quellen in westliche und russische Medien durchsickerte, verhandelte BP darüber, die russischen Partner (AAR) seines Joint-Ventures TNK-BP auszuzahlen, damit diese den Weg zur Allianz freigeben. Das AAR genannte Konsortium russischer Oligarchen hatte nämlich bis zuletzt die Allianz mithilfe eines Stockholmer Gerichtsentscheids blockiert. Es pocht darauf, dass BP seine Russland-Aktivitäten innerhalb von TNK-BP umsetzt und nicht in einer Parallelallianz mit Rosneft.

Dem „Wall Street Journal“ zufolge würde BP die Trennung von seinen bisherigen Partnern 30Mrd. Dollar (21 Mrd. Euro) kosten. Der herausgekaufte AAR-Anteil würde sukzessive an Rosneft übergeben werden. Das AAR-Konsortium würde Milliarden an Bargeld und große Beteiligungen an BP sowie Rosneft erhalten.

Suche nach Alternativen

Dennoch: Bis zuletzt war nicht ausgeschlossen, dass BP und Rosneft die Deadline für ihre Allianz noch einmal verlängern, um andere Lösungen zu prüfen. Eine davon könnte darin liegen, dass Rosneft sich bereit erklärt, TNK-BP insgesamt zu den Erschließungsvorhaben im russischen Teil der Arktis ins Boot zu nehmen. Genau das hatte das Stockholmer Gericht Anfang Mai gefordert.

Hauptkooperationsfeld der geplanten Allianz zwischen Rosneft und BP ist bekanntlich die Förderung in der Arktis. Die dortigen Lizenzen sind nach russischem Gesetz Staatskonzernen wie eben Rosneft vorbehalten. BP würde durch die Allianz Zutritt zu den in der Arktis vermuteten großen Rohstoffvorkommen erhalten und dafür das den Russen fehlende Know-how bei Tiefseebohrungen in die Allianz mitbringen.

Aufgrund der Blockade seitens des AAR-Konsortiums hatte seit Bekanntgabe der Allianz im Jänner ein Patt geherrscht. Branchenexperten schlossen daher zuletzt auch nicht aus, dass Rosneft der Sache überdrüssig wird und sich einen anderen westlichen Partner mit Erfahrungen in Tiefseebohrungen wählt.

Für BP ist die jetzige Blamage nicht die erste in Russland. Schon vor vier Jahren hatten die Briten mit ihren Partnern innerhalb von TNK-BP im Clinch gelegen und klein beigeben müssen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.05.2011)

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