Sorger: "Wollen uns nicht beschimpfen lassen"

Sorger geht nicht weiter
Sorger geht nicht weiter(c) APA (Hans Klaus Techt)
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Österreich verliere an Wettbewerbsfähigkeit, warnt Industriellen-Chef Sorger. Die Effizienz der Regierung sei seit 2007 von Platz 10 auf 27 eingebrochen.

Die Unmutsäußerungen aus der Wirtschaft über die politische Lage in Österreich reißen nicht ab. "So geht es nicht weiter" sagte der Präsident der Industriellenvereinigung, Veit Sorger, am Dienstagabend. Die Industriellen seien "bereit zu investieren, unser Vermögen einzusetzen", aber es müsse eine "Balance" geben.

"Wir wollen uns nicht jeden Tag beschimpfen lassen, dass wir Abzocker sind und Steuergeschenke erhalten", sagte Sorger. Indes holt die SPÖ zum Gegenangriff aus.

"So schnell kann es gehen"

Sorger verwies auf den World Competitiveness Report des Schweizer Instituts IMD, wo jährlich die Qualität von 59 Staaten als Wirtschaftsstandort verglichen wird. Österreich sei zwischen 2010 und 2011 von Rang 14 auf 18 zurückgefallen. 2007 sei Österreich sogar noch auf Platz 11 gelegen. Das seien "dramatische Einbußen".

Bezüglich Effizienz der Regierung habe es unter der Großen Koalition in vier Jahren einen Absturz von Rang 10 auf 27 gegeben. "So schnell kann es gehen" vermerkt Sorger. Die Effizienz der Unternehmen stehe hingegen auf Platz 20. Die Industrie sei nicht Schuldige, sondern Leidtragende.

Dauert zu lang, um Unternehmen zu gründen

Auch in einem Vergleich der dänischen Industriellenvereinigung liege Österreich als vierzehnter unter 33 Staaten nur im Mittelfeld. Bei Kosten und Besteuerung sowie bei Unternehmen und Unternehmertum kommt Österreich in der dänischen Berechnung auf Platz 22, bei Wissen und Kompetenz auf 15. Pluspunkt ist vor allem Internationalisierung und Offenheit (Platz 6).

In Österreich, wo nur 2,5 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung ein Unternehmen starten, dauere es 28 Tage, ein Unternehmen zu gründen. Das sei die viertlängste Zeit unter den untersuchten Staaten. Risikokapital sei schwer zu finden, der Stundenlohn in der Sachgütererzeugung der vierthöchste, die Steuer- und Abgabenbelastung die sechsthöchste. Außerdem habe man in Österreich die vierthöchste Abgabenbelastung der Löhne - und die zweithöchsten Stromabgaben für die Industrie.

Ranking unterliegt starken Schwankungen

Der "World Competitiveness Report" des Lausanner Instituts für Management-Entwicklung (IMD) gibt einen jährlichen Vergleich der Staaten als Wirtschaftsstandort. Das Ranking unterliegt allerdings starken Schwankungen. So lag Österreich auch 2005 auf Platz 17, 2004 war es noch Platz 13 gewesen. Die beste Positionierung kam 2007 mit Rang 11, 2009 lag Österreich auf Rang 16, 2010 dann auf 14.

SPÖ setzt zum Gegenangriff an

Die SPÖ weist die Kritik über die politischen Rahmenbedingungen für Unternehmen in Österreich vehement zurück und holt zum Gegenangriff aus. Wenn Veit Sorger meine, er "sei bereit zu investieren, und sein Vermögen einzusetzen", sei im Zusammenhang mit seiner Beteiligung am "dubiosen Hypo-Zwischendeal um die Berlin-Gruppe mit einem Gewinn zwischen 300.000 und 700.000 Euro binnen weniger Monate" einmal mehr sein Rücktritt als Aufsichtsratschef der FIMBAG (Finanzmarktbeteiligung AG des Bundes, Anm.) zu fordern, sagte SP-Bundesgeschäftsführer Günther Kräuter.

"Ich bezeichne die exorbitanten Gewinne im Zuge der nun verstaatlichten und vom Steuerzahler aufgefangenen Hypo von Grasser oder dessen Schwiegermutter bis hin zu Sorger als das was es ist, nämlich Abzocke", so Kräuter weiter. Sorger hat mehrmals betont, dass bei seiner Beteiligung an der Hypo Kärnten alles korrekt abgelaufen sei.

"Politikerbeschimpfung eine neue Sportart"

Die vom IV-Chef geäußerten Anwürfe gegenüber politischen Verantwortungsträgern seien "völlig unangebracht", konterte Kräuter. "Offensichtlich ist Politikerbeschimpfung durch Profiteure der Politik mittlerweile eine neue Sportart. Veit Sorger versucht nun offensichtlich, Herrn Treichl nachzueifern."

Erste-Group-Chef Andreas Treichl hatte vor wenigen Tagen über die "zu feigen und zu blöden" österreichischen Politiker geklagt, die von Wirtschaft keine Ahnung hätten.

(APA)

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