OECD-Studie: Der Preis des Glücks

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Geld allein sei nicht alles, sagt die OECD und veröffentlicht einen „Index für ein besseres Leben“. Österreich schneidet dabei überraschend schlecht ab. Am besten lebt es sich in Australien.

Wien. Die Österreicher arbeiten wenig und verdienen dafür auch noch ziemlich viel Geld. Sie leben in einem äußerst sicheren Land, der Zusammenhalt in der Gesellschaft ist gut. Für Mütter ist es verhältnismäßig einfach, nach der Schwangerschaft wieder arbeiten zu gehen. Trotz all dieser guten Werte liegt die Alpenrepublik in puncto Lebensqualität nur im internationalen Mittelfeld, wie eine aktuelle Untersuchung der Organisation für Zusammenarbeit und Entwicklung zeigt.

Zehn Jahre lang arbeitete die OECD daran, den „besten Weg zu finden, um den Fortschritt von Gesellschaften zu messen“. Das Ergebnis ist der „Better Life Index“. Umfangreiches Zahlenmaterial wurde in elf Kategorien (siehe Grafik) ausgewertet. Der Durchschnitt daraus reiht die 34Mitglieder der OECD nach ihrer Lebensqualität.

Einkommen hoch, Vermögen klein

Am besten lebt es sich demnach in Australien, gefolgt von Kanada, Schweden, Neuseeland, Norwegen, Dänemark und den USA. Österreich landet auf dem 14.Rang, hinter Ländern wie Großbritannien und Island, aber knapp vor Deutschland und Frankreich. Ein Ergebnis, das durchaus überrascht, vor allem, weil Wien in verschiedensten Studien immer wieder als eine der Städte mit höchster Lebensqualität gelobt wird.

„Geld kann Glück zwar nicht kaufen“, schreibt die OECD, „es ist aber ein wichtiges Mittel, um einen höheren Lebensstandard zu erreichen.“ Das verfügbare Haushaltseinkommen nach Steuern beträgt in der Alpenrepublik 27.670 Dollar (19.690 Euro) pro Jahr, höher ist es nur in drei Ländern (Luxemburg, USA, Norwegen). Trotzdem schneidet Österreich in der Kategorie „Einkommen“ relativ schlecht ab. Der Grund: Die arbeitende Bevölkerung häuft nur wenig Vermögen an. Dafür verantwortlich seien einerseits die hohen Lebenshaltungskosten, anderseits die fehlenden Anreize. Eine Diskussion um die Einführung einer Vermögenssteuer dürfte diese freilich nicht verstärken.

Dass Österreich in den Kategorien Sicherheit gut abschneidet, war abzuwarten. Überraschender mögen hingegen die schlechten Platzierungen bei „Wohnen“ und „Umwelt“ sein. So lebt nur jeder zweite Österreicher in einem Eigenheim, im OECD-Durchschnitt sind es zwei Drittel. Für die Organisation ist das ein Indiz mangelnder Lebensqualität, ebenso wie die hohe Feinstaubbelastung.

(c) Die Presse

Schulden nicht berücksichtigt

Mit der Entwicklung eines Faktors, der die Güte des Lebens beziehungsweise das Glück der Menschen messen soll, betritt die OECD Neuland. Zwar beschäftigten sich Wissenschaftler seit Langem damit. Die Organisation berief sich bislang zumeist aber auf das Bruttoinlandsprodukt, um den Entwicklungsstand von Nationen zu vergleichen.

Nicht zuletzt deshalb äußern Wissenschaftler auch Kritik an den Auswahlkriterien. So findet der hohe Schuldenstand von Nationen keine Berücksichtigung – obwohl er dem langfristigen Glück durchaus schaden kann, wie das Beispiel Griechenland zeigt. In die Berechnung aufgenommen wurde dafür jener Teil der Bevölkerung, der über keine eigene Toilette verfügt. In Österreich sind das 1,30Prozent der Menschen, im OECD-Durchschnitt 2,82Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.05.2011)

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