100.000 Jobs weniger - Portugal steht vor harten Zeiten

Der portugiesische Finanzminister Vitor Gaspar  muss bei der Umsetzung des Sparpaktes auch Steuern anheben,um
Der portugiesische Finanzminister Vitor Gaspar muss bei der Umsetzung des Sparpaktes auch Steuern anheben,um (c) EPA (Olivier Hoslet)
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Die Sanierung der Staatsfinanzen lässt die Arbeitslosigkeit weiter ansteigen. Der Einbruch bei der Investitionstätigkeit erreicht besorgniserregende Höhen.

Die Maßnahmen zur Sanierung der Finanzen im hoch verschuldeten Euro-Land Portugal werden in den nächsten eineinhalb Jahren per Saldo weitere rund 100.000 Arbeitsplätze vernichten. Das geht aus dem veröffentlichten Sommerbericht der Zentralbank in Lissabon hervor. Mit rund 600.000 registrierten Arbeitssuchenden erreichte das ärmste Land Westeuropas zuletzt eine Rekordarbeitslosigkeit von 12,6 Prozent. In den vergangenen zwei Jahren waren per Saldo bereits 264.000 Stellen verloren gegangen. Allein der Verlust dieser Jobs entspricht in etwa der gesamt Arbeitslosigkeit in Österreich.

Nach den jüngsten Vorhersagen wird die portugiesische Wirtschaft im Zuge der Spar- und Sanierungsaktionen im laufenden Jahr um 2,0 und 2012 um 1,8 Prozent schrumpfen. Der private Verbrauch werde um 3,8 (2011) sowie um 2,9 Prozent (2012) zurückgehen, heißt es. Die Investitionstätigkeit soll den Angaben zufolge um jeweils zehn Prozent einbrechen. "Vor allem das ist besorgniserregend", sagte der angesehene Ökonom Antonio Bagao Felix.

Defizitziel 2013 liegt bei drei Prozent

Als Gegenleistung für das 78 Milliarden schwere Hilfspaket der EU und des Internationalen Währungsfonds muss Portugal dieses Jahr das Haushaltsdefizit von 9,1 Prozent (2010) auf 5,9 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) senken. Bis 2013 soll man die Drei-Prozent-Marke erreichen. Dazu will die neue Regierung des liberal-konservativen Ministerpräsidenten Pedro Passos Coelho unter anderem das Privatisierungsprogramm beschleunigen, Pensionen, Gehälter und das Arbeitslosengeld weiter kürzen, viele Steuern anheben und den Arbeitsmarkt flexibilisieren.

Positive Nachrichten gibt es für die portugiesischen Banken. Die portugiesische Wirtschaftszeitung "Diario Economico" berichtet am Dienstag unter Berufung auf "verschiedene Quellen des Finanzsystems" in Lissabon, dass alle vier getesteten Banken den Stresstest der europäischen Bankenaufsichtsbehörde EBA bestanden haben. Die Geldhäuser CGD, BCP, BES und BPI hätten alle eine Kapitalausstattung, die nach den - bei diesem zweiten Test verschärften - Kriterien der EBA solide genug sei, hieß es.

(APA)

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