Erste europäische Ratingagentur soll 2012 starten

A man carrying a bag with the euro symbol on it arrives for a meeting of eurogroup finance ministers
A man carrying a bag with the euro symbol on it arrives for a meeting of eurogroup finance ministers AP (Virginia Mayo)
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Laut einem Medienbericht sind die Pläne für eine europäische Konkurrenz zu den US-Ratingagenturen ausgereifter als bisher bekannt.

Die erste europäische Ratingagentur soll nach einem Bericht des deutschen Wirtschaftsmagazins "Capital" im nächsten Jahr ihre Arbeit aufnehmen. Wie "Capital" am Montag im Voraus berichtete, sind die Pläne für eine Konkurrenz zu den US-Ratingagenturen Moody's, Standard & Poor's sowie Fitch konkreter als bisher bekannt. Markus Krall, Partner der Unternehmensberatung Roland Berger, werbe bereits seit einem Jahr bei Regierungen und Unternehmen für ein europäisches Modell. Dieses solle privat finanziert werden und deutlich günstiger als die US-Konkurrenten arbeiten. Während das Rating eines Dax-Konzerns heute leicht eine Million Euro koste, solle die europäische Agentur weniger als die Hälfte davon verlangen.

Dem Bericht zufolge sollen in dem neuen Modell die Investoren die Kosten des Ratings tragen. Bei den bestehenden Agenturen müssen dies die Emittenten tun. Laut "Capital" soll die als unabhängige Stiftung geplante Agentur im zweiten Quartal 2011 die ersten Länderbewertungen herausgeben. Im zweiten Halbjahr sollten dann Noten für Banken vergeben werden, im Jahr 2013 schließlich für andere Unternehmen und Finanzprodukte. Bis dahin sollten etwa 1.000 Mitarbeiter an allen wichtigen Finanzplätzen für eine globale Präsenz sorgen.

Aufbau soll 300 Millionen Euro kosten

Der Aufbau einer europäischen Ratingagentur, deren Einrichtung zuletzt auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) befürwortete, soll dem Bericht zufolge rund 300 Mio. Euro kosten. Das Startkapital solle von europäischen Firmen der Finanzbranche kommen. Krall sagte "Capital", "bis Ende 2011 werden wir ein Konsortium von bis zu 25 Teilnehmern gebildet haben, die je zehn Mio. Euro investieren." Zu den Unterstützern des Modells zähle Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann.

Die großen US-Ratingagenturen standen zuletzt vielfach in der Kritik: Zunächst wurde ihnen vorgeworfen, durch nicht ausreichend kritische Bewertungen die Finanzkrise mitverschuldet zu haben. Nun kritisieren vor allem Politiker der Eurozone, sie verschärften die Schuldenkrise von Staaten wie Griechenland, Irland, Portugal, Italien und Spanien durch Abwertungen der Kreditwürdigkeit trotz der Hilfspakete.

(APA)

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