Die Explosion des größten Elektrizitätswerks des Landes, den damit verbundenen Kosten und finanziellen Schwierigkeiten drängen den Inselstaat Zypern nun dazu, um Hilfsgelder der Europäischen Union anzusuchen.
Wien/Gre/Red. Beim Schuldenstand kann das kleine Land noch nicht mit seinem großen Bruder Griechenland mithalten. Dieser liegt derzeit bei 62 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Doch das kann sich rasch ändern: Vor einer Woche ist auf Zypern ein Munitionslager explodiert und hat dabei das größte Elektrizitätswerk des Landes zerstört. Dabei entstanden geschätzte Kosten von ungefähr einem Fünftel der zypriotischen Wirtschaftsleistung.
Nun hat der Notenbank-Chef Anthanasios Orphanides in einem Brief an den zypriotischen Präsidenten, Demetris Christfias, und andere führende Politiker Alarm geschlagen. Nach der Zerstörung des Elektrizitätswerkes und den damit verbundenen Kosten ist der Staat in finanzielle Schwierigkeiten gerutscht. Man sei gezwungen, um ausländische Finanzhilfe anzusuchen. Der Notenbanker schlägt einen Rettungsplan vor, um das Schlimmste zu verhindern.
In Griechenlands Schlepptau
Obwohl die Schulden des Landes nur knapp über dem Maastricht-Kriterium liegen, muss sich Zypern an den Märkten teuer refinanzieren. Die Anleger dürften aufgrund der engen Verflechtungen zum krisengebeutelten Griechenland skeptisch sein.
Der Inselstaat, der 0,2Prozent zum BIP der Eurozone beiträgt, hat bisher selbst schon mit 800 Millionen Euro zur Rettungsaktion der Euro-Krisenstaaten beigetragen. Nun muss man selbst um Geld ansuchen. Für die anderen Mitgliedstaaten dürfte dabei keine Welt zusammenbrechen. Der absolute Schuldenstand des 800.000-Einwohner-Staates ist mit elf Milliarden Euro im Vergleich zu den Hilfspaketen, die in die anderen Krisenstaaten fließen, geradezu mickrig. Im Rahmen des Euro-Rettungsschirms ESFS bürgen die Eurostaaten schon jetzt für bis zu 780 Milliarden Euro.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.07.2011)