Die Streckung der Anleihelaufzeiten und die Senkung der Zinssätze soll kurzfristig als "beschränkter Ausfall" gewertet werden. Diese Bewertung will Fitch nicht als Kritik am neuen Hilfspaket gewertet wissen.
Wien/Ag./Jaz. Es war eine erwartete Reaktion. Am Freitag meldete sich die zum französischen Fimalac-Konzern gehörende britisch-amerikanische Ratingagentur Fitch als erste der drei großen Agenturen zu Wort und kündigte an, Griechenland aufgrund des jüngsten Hilfspakets mit dem Rating „eingeschränkter Zahlungsausfall“ zu versehen. Grund dafür sei die Beteiligung privater Anleger. Denn durch den Umtausch von griechischen Staatsanleihen in Papiere mit längerer Laufzeit würden die Investoren schlechtergestellt werden.
Schon vor knapp drei Wochen kündigte Fitch-Konkurrent Standard & Poor's an, eine Veränderung der Laufzeiten oder Zinshöhen bei griechischen Staatsanleihen als „teilweisen Zahlungsausfall“ zu werten. Damals versetzten die Amerikaner die europäische Politik noch in Wut und Aufregung. Denn bis zu diesem Zeitpunkt galt es noch als EU-Paradigma, einen offiziellen „Zahlungsausfall“ zu vermeiden.
Inoffiziell ist Griechenland ja bereits seit 2010 insolvent. Denn damals konnte sich das Land auf dem Kapitalmarkt nicht mehr refinanzieren und musste daher die Hilfe der anderen Euroländer (Schutzschirm) in Anspruch nehmen.
Die Bewertung mit „Zahlungsausfall“ will Fitch jedoch nicht als Kritik am neuen Hilfspaket gewertet wissen. Das Paket werde grundsätzlich begrüßt und biete eine Möglichkeit für Griechenland – und Länder wie Portugal oder Irland –, wieder zahlungsfähig zu werden. Das Rating Griechenlands soll daher auch nur temporär gelten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2011)