Die Schweizerische Nationalbank legt einen Mindestkurs von 1,20 Franken zum Euro fest. EZB betont, dass die SNB auf eigene Faust handle.
Mit einem festen Mindestkurs zum Euro will die Schweizerische Nationalbank (SNB) die heimische Wirtschaft vor den Folgen der Franken-Rekordjagd schützen. Künftig wollen die Währungshüter in Zürich keinen Euro-Kurs unterhalb von 1,20 Franken pro Euro tolerieren. "Die gegenwärtige massive Überbewertung des Schweizer Frankens stellt eine akute Bedrohung für die Schweizer Wirtschaft dar und birgt das Risiko einer deflationären Entwicklung", heißt es in einer knappen Mitteilung vom Dienstag.
Philipp Hildebrand, der Präsident SNB, bezeichnet die Verteidigung eines Mindestkurses als "anspruchsvollen Weg". In einer Stellungnahme wies er zudem darauf hin, dass die erforderlichen Maßnahmen mit sehr großen Kosten verbunden sein könnte. Diese müssten aber in Kauf genommen werden, da ein Nichtstun der Schweizer Volkswirtschaft einen enormen langfristigen Schaden zufügen würde, wird Hildebrand weiter zitiert. Mit der angekündigten Maßnahme handle die Nationalbank im Gesamtinteresse des Landes.
"Die Nationalbank wird den Mindestkurs mit aller Konsequenz durchsetzen und ist bereit, unbeschränkt Devisen zu kaufen", versicherte die SNB weiter. Sollten die Interventionen nicht die gewünschte Wirkung erzielen, sei sie zudem bereit, weitere Maßnahmen zu ergreifen.
Kurs des Euro steigt
An den Finanzmärkten sorgte die Ankündigung für massive Kursbewegungen. Der Kurs des Euro zum Schweizer Franken sprang in einer ersten Reaktion um mehr als acht Rappen bis auf 1,2158 Franken und lag damit über dem von der Notenbank angepeilten Mindestkurs. Zudem fiel der Goldpreis zeitweise massiv zurück. Nach einem Rekordhoch bei 1.920,25 US-Dollar im frühen Handel rutschte der Preis für das Edelmetall zeitweise bis auf 1.860 Dollar zurück. Außerdem legten die Kurse am Frankfurter Aktienmarkt zunächst deutlich zu.
Ein Mindestkurs von 1,20 Franken zum Euro bedeutet, dass ein Schweizer Franken höchstens 0,833 Euro wert sein darf. Zum Vergleich: Ende 2007 war ein Franken für etwa 0,60 Euro zu haben - in der Spitze kostete er in diesem Jahr dann 0,97 Euro, eine Aufwertung also von mehr als 60 Prozent innerhalb weniger Jahre.
Export belastet
Der starke Franken belastet die Schweizer Exportwirtschaft enorm, weil er deren Waren auf Auslandsmärkten deutlich verteuert. Auch die Einzelhändler im Schweizer Grenzgebiet bekommen die folgen zu spüren: Die gewaltig gestiegene Kaufkraft des Franken hat einen kräftigen Einkaufstourismus ausgelöst, von dem deutsche Händler in grenznahen Orten kräftig profitieren.
Die Intervention der SNB bewertete der Devisenexperte Lutz Karpowitz von der Commerzbank als eine völlig neue Qualität: "So etwas hat es bisher in diesem Ausmaß noch nicht gegeben". Allerdings dürfe die Festlegung des Franken auf einen Mindestkurs zum Euro nicht mit einer Anbindung an die europäische Gemeinschaftswährung verwechselt werden.
Die SNB muss nach Einschätzung von Karpowitz das angepeilte Ziel erreichen, "wenn sie nicht ihre Glaubwürdigkeit völlig verlieren will". Der Commerzbank-Experte zeigte sich aber zuversichtlich, dass die Schweizer Notenbank erfolgreich ist. "Die SNB kann den Kurs des Franken solange über dem Mindestkurs von 1,20 Franken halten wie sie will."
(APA)