S&P stuft Italiens Kreditwürdigkeit herab

Italiens Finanzminister Giulio Tremonti und Premier Silvio Berlusconi.
Italiens Finanzminister Giulio Tremonti und Premier Silvio Berlusconi.(c) AP (Pier Paolo Cito)
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Wegen der sich abschwächenden Wachstumsaussichten setzte Standard & Poor's die Bonität Italiens um eine Stufe herab. Der Euro reagierte mit Kursverlusten.

Die US-Ratingagentur Standard & Poor's hat die Kreditwürdigkeit Italiens weiter herabgestuft. Das Land werde bei der langfristigen Bonität fortan mit der Note "A" statt "A+" bewertet, teilte Standard & Poor's am Montag mit. Bei der kurzfristigen Kreditwürdigkeit setzte die Agentur das Rating von "A-1+" auf "A-1" herab. Grund seien "die sich abschwächenden Wachstumsaussichten" und die Einschätzung, dass die derzeit regierende Koalition die Fähigkeit einschränke, entschlossen auf die Schuldenkrise zu reagieren.

Die Herabstufung reflektiert nach Darstellung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi nicht die Realität. "Die Einschätzung von S&P scheint mehr von Medienberichten als von der Realität diktiert worden zu sein. Sie scheint auch von politischen Erwägungen negativ beeinflusst", sagte Berlusconi am Dienstag.

Der Euro ist nach der Abstufung Italiens deutlich abgerutscht. Zeitweise kostete er weniger als 1,36 Dollar. Zuletzt notierte die europäische Gemeinschaftswährung wieder etwas über dieser Marke.

Wegen der Herabstufung drohen Italien nun höhere Zinsen bei der Aufnahme neuer Kredite. Denn je schlechter die Kreditwürdigkeit, desto größer erscheint das Risiko, dass der Gläubiger sein Geld nicht wiedersieht. Dieses Risiko lässt sich der Geldgeber durch höhere Zinsen bezahlen.

Zweithöchster Schuldenstand in Eurozone

Italien hat nach Griechenland den zweithöchsten Schuldenstand in der Eurozone. Standard & Poor's hatte die Herabstufung bereits angedroht. Sie vollzog diese nun nur wenige Tage, nachdem das italienische Parlament ein weiteres Sparpaket der Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi von 54,2 Milliarden Euro verabschiedet hatte. Zusammen mit bereits im Juli verabschiedeten Einschnitten will Rom so über 102 Milliarden Euro einsparen, um bis 2013 wieder ein ausgeglichenes Budget vorzulegen.

Erst am Freitag hatte auch die Ratingagentur Moody's damit gedroht, Italien trotz der zuletzt verabschiedeten Sparpakete herabzustufen. Moody's bewertet Italien in seinem eigenen Rating-System mit "Aa2" - und damit merklich besser als S&P. Hier fällt voraussichtlich im nächsten Monat die Entscheidung.

(Ag.)

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