Bei Stromengpässen in Deutschland droht Preisanstieg

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Strom(c) AP (Michael Probst)
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In Deutschland könnte es durch die AKW-Abschaltungen zu Engpässen bei der Stromlieferung kommen.

Sollte es in Deutschland im kommenden Winter aufgrund der AKW-Abschaltungen zu Kapazitätsengpässen bei Elektrizität kommen, dann könnte der Strompreis im Großhandel steigen. Darauf verweist Verbund-Vorstandschef Wolfgang Anzengruber in einem Interview mit dem "Kurier". Bocksprünge beim Preis erwarte er sich aber keine. Unabhängig davon glaube er, dass Energie generell teurer wird. Nach der deutschen Atom-Ausstiegs-Entscheidung sei der Strompreis im europäischen Großhandel bereits um zehn Prozent gestiegen. Sorge bereite den Energiekonzernen der hohe Gaspreis, so der Verbund-Chef.

Das Problem bei Erdgas sei, dass die Kraftwerke das Gas über Langfristverträge beziehen. Dabei orientiere sich der Gaspreis am deutlich gestiegenen Ölpreis. Jahrelang sei dies in Ordnung gewesen, da mit dem Ölpreis auch der Strompreis gestiegen sei. "Jetzt aber gibt es am europäischen Gasmarkt gewisse Mengen an Flüssiggas, die billiger angeboten werden. Sie drücken den Gaspreis an der Börse und damit auch den Strompreis." Die Kraftwerke würden aber mit den teuren Langzeit-Gasverträgen fahren, sagt der Verbund-Chef. Große deutsche Energiekonzerne koste das eine Milliarde.

Flexibilisierung der Verträge

Der Verbund verhandle zu seinem neuen Gaskraftwerk Mellach in der Steiermark, das seit Juli in Probe läuft und über den Winter in Echtbetrieb gehen soll, mit seinen heimischen Gaslieferanten über eine Flexibilisierung der Verträge. "Vom Ergebnis dieser Gespräche hängt es ab, ob Mellach eine Belastung wird oder ob es nur wenig Ertrag bringt", so Anzengruber.

Gewinnwarnung

Zur Gewinnwarnung von Anfang September, die Anzengruber nicht als solche sehen will, verweist der Verbund-Chef auf die schlechte Wasserführung der Flüsse und auf die Abwertung der türkischen Lira gegen über dem Euro. Die Lira-Abwertung bringe dem Verbund nicht cash-wirksame Bewertungsverluste seiner Geschäfte in der Türkei. Und bei der Wasserführung liege man um 13 Prozent unter einem Normaljahr, wobei jeder Prozentpunkt weniger Wasser den Gewinn um elf Millionen Euro verringere.

Der börsenotierte Stromkonzern hatte am 8. September überraschend bekanntgegeben, dass für das laufende Jahr 2011 ein Konzernergebnis von circa 380 Millionen Euro und ein operatives Ergebnis von ungefähr 780 Millionen Euro angepeilt werde. 2010 hatte das Konzernergebnis 400,8 Millionen Euro betragen und das operative Ergebnis 828,5 Millionen Euro. Für 2012 plane man ein operatives Ergebnis von ungefähr 900 Millionen bis 1 Milliarden Euro und ein Konzernergebnis von ca. 450 bis 500 Millionen Euro, erklärte der Verbund zudem. Die Verbund-Aktie büßte am Folgetag 11,55 Prozent ein. "Das ist eine klassische Gewinnwarnung", kommentierte ein Händler die Bekanntgabe vom Vorabend. "Was die meisten getroffen hat, ist der Ausblick für 2012", merkte Erste-Group-Analyst Christoph Schultes damals gegenüber der APA an.

Heute, Montag, präsentierte sich die Verbund-Aktie bis 9.45 Uhr fester bei 20,56 Euro (+0,61 Prozent), der ATX stand zu dem Zeitpunkt mit 0,20 Prozent im Plus.

(APA)

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