Banken: Geldbedarf deutlich gestiegen

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Die Bankenaufsicht rechnet für Europas Banken mit einem Finanzbedarf von 80 Mrd. Euro. Noch im Sommer kam dieselbe Behörde auf 2,5 Mrd. Euro. Stresstests leiden unter fehlender Glaubwürdigkeit.

Wien/Höll. Europas Banken brauchen rund 80 Mrd. Euro. Zu dieser Einschätzung kommt die Europäische Bankenaufsicht (EBA) nach einem „Blitzstresstest“. Diese Angaben überraschen. Noch im Sommer hatte die in London ansässige EBA für Europas Banken einen Geldbedarf von 2,5 Mrd. Euro errechnet. Laut „Financial Times“ soll die Behörde nun nachgerechnet haben und dabei deutlich höhere Abschreibungen auf die Anleihen hoch verschuldeter Staaten, vor allem Griechenlands, angesetzt haben.

Die EBA kommentierte dies nicht. Am Wochenende werden sich die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union bei ihrem Gipfeltreffen mit der Lage in Griechenland und mit der Rekapitalisierung der Banken beschäftigen. Die EBA war nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers gegründet worden. Ihr primäres Ziel ist es, einheitliche Stresstests zu organisieren. Jedes Jahr müssen sich rund 90 europäische Finanzkonzerne einer Belastungsprobe unterziehen. Simuliert wird dabei ein größerer Wirtschaftsabschwung. Doch die Stresstests leiden unter fehlender Glaubwürdigkeit. Im Sommer 2010 kam heraus, dass Europas Kreditinstitute 3,5Mrd. Euro brauchen. Durchgefallen waren nur kleinere Banken aus Spanien und Griechenland. Wenige Monate später standen mehrere Großbanken in Irland vor der Pleite.

Im Sommer 2011 nahm die EBA die Finanzkonzerne neuerlich unter die Lupe. Um aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, wurden die Kriterien ein wenig verschärft. Doch die Kritik an der Aufsicht reißt nicht ab. Denn beim Test schnitt der belgisch-französische Finanzkonzern Dexia besonders gut ab. Anfang Oktober stand Dexia vor dem Zusammenbruch, gleich drei Länder mussten zu Hilfe eilen. Dexia hält besonders viele griechische Staatsanleihen, doch beim Stresstest mussten die Banken nur geringfügige Abschreibungen auf Hellas-Bonds vornehmen.

Unklarheiten wegen Griechenland

Im September stellte der Internationale Währungsfonds (IWF) eigene Berechnungen an und bezifferte den Geldbedarf für Europas Kreditinstitute mit 200Mrd. Euro. Die unter Druck geratene europäische Finanzaufsicht fragte Mitte Oktober von den Banken neue Daten ab. Details, wie die EBA jetzt zu den 80 Mrd. Euro kommt, gibt es allerdings nicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.10.2011)

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