Energie: Österreich sichert Deutschland Strom

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Durch die Abschaltung von Atommeilern braucht Deutschland Kapazitäten aus Österreich, erhält aber nicht ganz so viel wie erhofft. EVN und Verbund lieferten bereits, Wien Energie winkt nun ab.

[WIEN/APA/RED.] Die deutsche Regierung erhält nach dem Ausstieg aus der Atomkraft nicht ganz so viel Strom aus Österreich wie erhofft. Der Plan, dass der heimische Versorger Wien Energie Stromreserven von 140 Megawatt (MW) für die Deutschen bereithält – um deren Stromnetz stabil zu halten –, dürfte endgültig gescheitert sein.

Ein Sprecher von Wien Energie bestätigte laut der Zeitung „Die Welt“, dass der heimische Versorger sich „in der Frage der nötigen Einsatzdauer und der Mindestverfügbarkeit des österreichischen Kraftwerks“ nicht mit dem deutschen Netzbetreiber Tennet einigen konnte. Statt vier Kraftwerken aus Österreich mit einer Reservekapazität von 1075 MW stehen den deutschen Nachbarn damit nur mehr drei Kraftwerke mit einer Kapazität von 935 MW zur Verfügung. Diese liefert vor allem der Landesversorger EVN aus Niederösterreich – er stellt 785 MW. Der Verbund liefert im Ernstfall 150 MW Strom. Darüber hinaus stehen in Deutschland Reservekapazitäten von 1000 MW bereit.

Ernstfall trat im Dezember ein

Nach der Stilllegung von acht Atomkraftwerken hatte die deutsche Regierung diese Reservekapazitäten für den Winter einkalkuliert. Der Winter gilt wegen des höheren Verbrauchs, des geringeren Imports und des wegfallenden Solarstroms als besondere Herausforderung für eine sichere Elektrizitätsversorgung. Der Wegfall der Leistung der Wien Energie – mit 140 MW hätte man rund 140.000 deutsche Verbraucher mit Strom versorgen können – führt dazu, dass das Stromnetz in Deutschland anfälliger für Instabilitäten ist. Die mit EVN und Verbund geschlossenen Verträge haben sich bereits im Dezember 2011 einmal bewährt: Am 8. und 9. Dezember wurden aus Österreich zeitweise 620 MW Strom bereitgestellt. Denn während im Norden Deutschlands das Sturmtief „Ekkehard“ tobte und dafür sorgte, dass aus Windkraft ungewöhnlich hohe Strommengen ins deutsche Netz gelangten, konnten abgeschaltete Atommeiler im Süden nicht mehr liefern. Um die Belastung der Nord-Süd-Trassen zu reduzieren, sah sich Netzbetreiber Tennet gezwungen, Kraftwerke in Österreich hinzuzuziehen.

Peter Layr, Chef des Branchenverbands „Österreichs Energie“, sieht Grenzen für die Nachbarschaftshilfe: „Auf längere Dauer wird das sicher nicht so weitergehen können, weil wir in Österreich nach wie vor mit einem Absatzwachstum bei Strom rechnen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.01.2012)

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