FACC hebt mit hohem Ölpreis ab

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Um die Kosten zu senken, müssen Flugzeugbauer Gewicht einsparen. Das ist das große Geschäft für den oberösterreichischen Flugzeugzulieferer FACC. Die Auftragsbücher sind für die nächsten zehn Jahre gefüllt.

Ewien. Der Weltluftfahrtverband IATA hat die Gewinnaussichten für die Branche im laufenden Jahr auf drei Mrd. Dollar (2,27 Mrd. Euro) weiter nach unten revidiert. Steigt der Ölpreis weiter, hält IATA-Chef Tony Tyler auch Verluste von fünf Mrd. Dollar für möglich. Um Treibstoff und damit Kosten zu reduzieren, tüfteln die großen Flugzeugproduzenten Boeing und Airbus an neuen Modellen. Das wiederum ist das große Geschäft für den oberösterreichischen Flugzeugzulieferer FACC.

„Wir haben Aufträge im Volumen von 2,8 Mrd. Euro in den Büchern, das ist Rekord“, sagt FACC-Chef Walter Stephan zur „Presse“. Die Orders werden in den nächsten zehn Jahren fällig, weshalb die oberösterreichische Firma langfristig ausgelastet ist. Der jüngste Coup: Für den „Russen-Airbus“ MS-21 hat die FACC den Prototypen eines technologisch völlig neuen Flügelkastens komplett aus Faserverbundkomponenten gebaut.

Der Flügel, der bis zu 15Prozent Gewichtersparnis bringt, soll ab 2013 in einer Fabrik in der russischen Republik Tartastan gebaut werden. Das Werk entsteht in einem Joint Venture zwischen der FACC und der Aerocomposit, einem Subunternehmen des russischen Luftfahrtkonzerns United Aircraft Corporation. Produziert werden sollen dort auch Teile für den Sukhoi Superjet 100.

Neues Forschungszentrum in Österreich

Nicht nur wegen der Kooperation mit Russland sieht Stephan die FACC als Brückenkopf zwischen West und Ost. Denn das Unternehmen gehört seit 2009 dem chinesischen Konzern Xi'an Aircraft Industry (XAC) und entwickelt auch für ihn Bauteile. Für den Regionaljet ARJ21 (er soll Bombardier und Embraer Konkurrenz machen) hat FACC das Interieur entwickelt. Für den C919, der dem Airbus A320 bzw. der Boeing 737 entspricht, soll die FACC Spoiler und Winglets liefern. Diese gebogenen Tragflächenenden verstärken den Auftrieb und senken ebenfalls den Treibstoffverbrauch. Solche Winglets baut die FACC auch für Boeing und Airbus.

„Der Auftrag aus China für die C919 deckt unsere Entwicklungskosten, wir tragen somit kein Risiko“, beschreibt Stephan den Vorteil für die FACC. Sollten die Chinesen – nach einigen Jahren Verzögerung in der Entwicklung – grünes Licht für die Produktion geben, würde die FACC in einem Werk in Zhenjiang (nahe Shanghai) produzieren.

Die China- und Russland-Connection werde von den westlichen Auftraggebern mit Argusaugen beobachtet, erzählt Stephan. Aber den Status als Toplieferant (First Tier) habe die FACC bei Airbus und Boeing dennoch. „Sie brauchen unsere Technologie.“

Deshalb fügt die FACC den bestehenden vier Produktionswerken in Österreich nun einen fünften Standort hinzu: Um rund 50Mio. Euro entsteht in St. Martin bei Ried eine Zentrale für Forschung und Entwicklung, die 2013 eröffnet werden soll. Bis dahin hofft Stephan, die notwendigen Ingenieure und Techniker gefunden zu haben. Im Geschäftsjahr 2011/12 (Ende Februar) ist der Personalstand um 400 auf 2400 Mitarbeiter gestiegen. Der Umsatz (vorläufige Zahlen) wuchs um rund 30Prozent auf 370 Mio. Euro, das Betriebsergebnis fiel jedoch wegen der hohen Investitionen von 26,35 auf 24 Mio. Euro.

Auf einen Blick

Der Flugzeugzulieferer FACC feiert einen Auftragsrekord. Die höheren Treibstoffkosten drängen Flugzeugbauer dazu, immer leichtere Bauteile zu verwenden.

Viele davon dürfte in den kommenden Jahren das oberösterreichische Unternehmen liefern. Das Volumen der Aufträge beläuft sich auf 2,8Mrd. Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.03.2012)

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