Betriebsrat vs. ÖGB: "Keine Machtspiele mit Tyrolean"

Betriebsrat oeGB Keine Machtspiele
Betriebsrat oeGB Keine Machtspiele(c) APA (Hans Klaus Techt)
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ÖGB-Chef Foglar pocht weiter auf einen gemeinsamen Kollektivvertrag für AUA und Tyrolean. "Es gibt keine Einigung", sagt Tyrolean-Betriebsrat Blaska.

Der Streit zwischen Transportgewerkschaft vida und dem Betriebsrat der AUA-Tochter Tyrolean geht weiter. ÖGB-Chef-Erich Foglar pocht weiterhin auf einen gemeinsamen Konzern-Kollektivvertrag für AUA und Tyrolean und sieht hier eine gemeinsame Vorgehensweise der Betriebsräte der beiden Airlines. "Ziel ist ein Konzern-KV auf Augenhöhe", betonte Foglar am Dienstag vor Journalisten. Eine Aufhebung der Kündigung des Tyrolean-KV gebe es nicht.

Kurz zuvor hatte hingegen Thomas Blaska, Vorsitzender der Personalvertretung Tyrolean Board, nach Ende der vormittäglichen Sondierungsgespräche mit Foglar noch einmal betont, dass es keine Einigung gebe und nach wie vor die "gemeinsame Augenhöhe" fehle. "Von dem vielzitierten Modewort der 'Augenhöhe' sind wir kilometerweit entfernt", kritisierte der Flugkapitän vor rund 120 Tyrolean-Mitarbeitern. Seine Frage "habt ihr noch Vertrauen in den ÖGB" wurde mit Buhrufen und Pfiffen beantwortet. Blaska lädt nun für Mittwoch um 16 Uhr zu einer eigenen Pressekonferenz am Flughafen.

"Keine Machtspiele mit Tyrolean"

Foglar meinte Dienstagnachmittag auf Nachfrage, dass er keinen Konflikt zwischen der GPA, der ein erheblicher Teil der Tyrolean-Betriebsräte angehören, und der Transportgewerkschaft vida sowie dem ÖGB sieht. Die anwesenden Betriebsräte von AUA und Tyrolean hätten bei einer nächtlichen Sitzung von Montag auf Dienstag an einem Strang gezogen, dies sei auch schriftlich festgehalten worden. Was passiert, wenn morgen die Tyrolean-Mitarbeiter in ihrer Pressekonferenz ihre Ablehnung der Kündigung des Tyrolean-KV noch einmal bestätigen, ließ Foglar offen.

Um 10 Uhr hatten sich heute rund 120 Mitarbeiter der AUA-Tochter vor der ÖGB-Zentrale in Wien eingefunden, um ihrem Ärger über die KV-Kündigung Luft zu machen. Sie zeigten sich entschlossen, für ihren Kollektivvertrag zu kämpfen und quittierten Aussagen des ÖGB durchwegs mit Buh-Rufen und Trillerpfeifen. Zu "Highway to Hell" wurden Plakate mit Sprüchen wie "Keine Machtspiele mit Tyrolean", "Demokratie auch bei KV" und "KV für Tyrolean mit Tyrolean" in die Höhe gehalten. Und Blaska stellte in seiner Rede an die Kolleginnen und Kollegen Richtung ÖGB klar: "Unter Kollegenschaft verstehe ich etwas anderes. (...) Kollegen tun so etwas nicht, was die Gewerkschaft mit uns macht".

"Kollektivvertrag kein Kampfinstrument"

Am Freitag vergangener Woche hat die Gewerkschaft vida den Tyrolean-KV gegen den Willen der dortigen Belegschaft gekündigt, um sich gegen die Tyrolean-Mutter AUA im Tarifkonflikt neu zu positionieren. Zuvor hatte das AUA-Management den AUA-Bord-KV aufgekündigt.

Am Montag hatte sich auch Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl eingemischt. Ein Kollektivvertrag sei "kein Kampfinstrument", sagte er in Richtung Gewerkschaft. Leitl zeigt Verständnis für die Kündigung des Kollektivvertrags durch die AUA-Führung, nicht aber für die Retourkutsche durch die Gewerkschaft. Die AUA habe den KV aus einem wirtschaftlichem Zwang heraus gekündigt, weil das Unternehmen in der Form nicht mehr lebensfähig sei, argumentierte Leitl im "Standard". Umgekehrt sei die Gewerkschaft, die vorigen Freitag den Tyrolean-KV gekündigt hatte, zwar formal im Recht, allerdings habe die KV-Kündigung eine andere Qualität, weil Tyrolean in keiner wirtschaftlichen Notlage sei.

Stellungskrieg der Gewerkschaften

Der Luftfahrtverband sprach am Montag von einem Stellungskrieg der Gewerkschaften. Luftfahrtverband-Präsident und Ex-AUA-Vorstand Mario Rehulka sprach von einem "ordentlichen Absturz eines sogenannten Sozialpartners" und einem "Wettbewerb der Gewerkschaften am Rücken aller Konzernmitarbeiter": Von den 6000 Mitarbeitern des AUA-Flugkonzerns sind in Österreich rund 1200 bei der GPA und nur rund 850 bei der vida Gewerkschaftsmitglieder. Tyrolean Airways hat einen firmenspezifischen Kollektivvertrag mit eigenem GPA-Betriebsrat, verhandlungsberechtigt für fliegendes Personal ist dort jedoch die Gewerkschaft vida.

(APA)

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