Goldman-Chef Blankfein bekommt Aufpasser

Lloyd Blankfein
Lloyd Blankfein(c) AP (Pablo Martinez Monsivais)
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Der Chef von Goldman Sachs, Lloyd Blankfein, bekommt den ehemaligen Versicherungschef James Schiro an die Seite gestellt.

Nach einer Serie von Negativschlagzeilen zieht bei der US-Investmentbank Goldman Sachs ein neuer starker Mann ein. Der ehemalige Versicherungschef James Schiro übernimmt den erst jüngst geschaffenen Posten des obersten Direktors (Lead Director) und schaut damit künftig Bankchef Lloyd Blankfein auf die Finger. Die Personalie teilte die Bank am späten Montag in New York mit.

Blankfein war einst die unumstrittene Nummer eins bei Goldman Sachs. Mittlerweile wird der Ruf nach seiner Ablösung jedoch immer lauter. Zwar hatte er das legendäre Wall-Street-Haus beinahe unbeschadet durch die Finanzkrise gesteuert und selbst in schwierigen Zeiten noch Milliardengewinne eingefahren, doch Kritiker werfen ihm vor, dies letztlich nur auf Kosten der eigenen Kunden geschafft zu haben.

Sitten angeprangert

Zuletzt hatte der ehemalige Bankmitarbeiter Greg Smith öffentlich einen Verfall der Sitten angeprangert und unter anderem Blankfein dafür verantwortlich gemacht. Smith hatte damit eine seit längerem schwelende Debatte wieder angefacht. Schon vor zwei Jahren hatte die US-Börsenaufsicht SEC der Bank vorgeworfen, Kunden bei einem Hypothekengeschäfts übers Ohr gehauen zu haben. Der Fall endete in einem Vergleich, bei dem Goldman Sachs 550 Millionen Dollar zahlte (413 Millionen Euro).

Auf Drängen von Investoren hatte Goldman erst in der vergangenen Woche die Rolle der Aufpasser im Verwaltungsrat gestärkt und die Funktion des "Lead Director" neu geschaffen. Seitdem bekleidet John Bryan das Amt, der jedoch schon zur Hauptversammlung im Mai altersbedingt aufhören wird. Der Verwaltungsrat ist in den USA das oberste Konzerngremium, in dem anders als in Deutschland sowohl Manager als auch Kontrolleure versammelt sind.

Schiro ist seit drei Jahren einfaches Mitglied im Verwaltungsrat. In der Finanzszene kennt er sich bestens aus - und könnte damit Blankfein wenn nötig Paroli bieten. Schiro war zuvor Chef des Schweizer Versicherungskonzerns Zurich Financial Services sowie Chef der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers. Blankfein seinerseits ist nicht nur Boss von Goldman Sachs, sondern auch Verwaltungsratsvorsitzender.

(APA)

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