Bewertung: Firmen im Ratingstreik

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Symbolbild(c) REUTERS (BRENDAN MCDERMID)
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Zwölf börsenotierte deutsche Unternehmen, darunter Bayer, Lufthansa und Siemens, meutern gegen den Ratingriesen Standard & Poor's wegen zu hoher Gebühren. Agenturen könnten kartellrechtliche Probleme bekommen.

Düsseldorf/Wien/RED. Zwölf börsenotierte deutsche Großkonzerne, darunter Bayer, die Lufthansa, die Deutsche Post und Siemens, proben den Aufstand gegen den Ratingriesen Standard & Poor's. Ein der „Financial Times Deutschland“ vorliegender Protestbrief beschuldigt S&P der Preistreiberei: Deren jüngster Gebührenvorschlag laufe auf eine „Verdoppelung der Preise, wenn nicht sogar mehr“ hinaus. Ein S&P-Sprecher teilte mit, dass die Gebühren für Europa im Schnitt um weniger als fünf Prozent gestiegen seien. Allerdings gebe es für einige Großkonzerne „potenziell stärkere Erhöhungen“.

Mittlere sechsstellige Beträge

Das Dreigestirn der Ratingagenturen S&P, Moody's und Fitch beherrscht 95 Prozent des globalen Bewertungsmarktes. Wenn sich ein Missbrauch der marktbeherrschenden Position nachweisen ließe – zum Beispiel durch überhöhte Preise – könnten die Agenturen kartellrechtliche Probleme bekommen. Der FTD zufolge zahlen einige Großkonzerne den Agenturen für die Bewertung mittlere sechsstellige Beträge pro Jahr. Die deutschen DAX-Konzerne kritisieren insbesondere die Art und Weise, wie S&P die neuen Gebühren durchsetzen will: Es handle sich um eine „einseitig festgelegte Gebührenordnung“, die „vom Kunden als Faktum hinzunehmen“ sei. Das weise auf einen monopolistischen Markt hin. Die Unterzeichner des Briefes drohen mit „weiteren Maßnahmen“, sollte S&P die Gebühr nicht auf dem Niveau des Vorjahres belassen.

Die drei großen Agenturen werden von der Politik kritisiert, mit ihren Ratings die Eurokrise zusätzlich anzuheizen. Dennoch vertrauen viele Investoren weiterhin ihrem Urteil. Vor allem Staaten und Banken benötigen ein Rating, um auf dem Markt zu günstigen Bedingungen Kapital aufzunehmen. Abgesehen vom Preisanstieg sei man „unterm Strich mit der Situation auf dem Ratingmarkt zufrieden“, sagte der Finanzchef eines der betroffenen DAX-Unternehmen.

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