Ungarn kündigt Ausstieg aus Nabucco an

Ungarn kuendigt Ausstieg Nabucco
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Das Pipelineprojekt gerät unter Druck. Die OMV arbeitet an einer abgespeckten Variante. Diese soll Gas nur noch von der bulgarisch-türkischen Grenze nach Österreich bringen.

Wien/Auer. Der ungarische Nabucco-Partner MOL zweifelt am gemeinsamen Pipelineprojekt. Es gebe „viele Unsicherheiten“ hinsichtlich der Finanzierung sowie der Gasversorgung, die „schwer zu ignorieren“ seien, ließ das Unternehmen am Dienstag wissen. Tags zuvor hatte Ungarns Premier Viktor Orbán in Brüssel angekündigt, die staatlich kontrollierte Firma werde aus dem Nabucco-Projekt aussteigen. Eine offizielle Bestätigung gibt es dafür nicht.

Doch selbst wenn die ungarische MOL tatsächlich aussteigen sollte, würde das nicht den Todesstoß für das Projekt bedeuten. Denn die Nabucco-Projektgesellschaft hat mit dem ungarischen Staat entsprechende Vereinbarungen über den Bau der Leitung geschlossen. Im schlimmsten Fall müssten also die anderen Konsortialpartner den ungarischen Anteil übernehmen.

„Nabucco West“ ab Bulgarien

Wenn dann noch genügend da sind. Denn die MOL steht mit ihrer kritischen Haltung nicht alleine da: Schon zu Jahresbeginn hatte der deutsche Partner RWE angekündigt, seine Mitgliedschaft im Konsortium überdenken zu wollen. Auch Konsortialführer OMV sagte am Dienstag: „Als privatwirtschaftlich geführte Unternehmen müssen wir natürlich auch den wirtschaftlichen Nutzen klar darstellen können. Daher arbeiten wir auch an der Projektvariante Nabucco West“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Diese abgespeckte Version der Nabucco soll Gas nur noch von der bulgarisch-türkischen Grenze nach Österreich bringen.

Dahinter steht die Idee, die Nabucco mit der türkisch-aserischen Trans-Anatolien-Pipeline (Tanap) zu fusionieren. Anders als die Nabucco hat die Tanap nämlich bereits die Lieferzusagen der staatlichen aserischen Öl- und Gasgesellschaft Socar. Die Entscheidung, wer letztlich das Erdgas aus dem großen Gasfeld „Shah Deniz2“ liefern darf, wollen die Aseris frühestens im kommenden Jahr bekannt geben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2012)

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