Teurer Treibstoff und die Ticketsteuer reißen die Fluglinie noch tiefer in die Verlustzone. Schwarze Zahlen werden erst für das Jahr 2013 erwartet – wenn das Sparprogramm der Austrian Airlines voll greift.
Wien/Eid. Tanken ist teuer – vor allem, wenn gleich ein paar Tonnen Sprit in die Tanks rinnen, wie bei Flugzeugen. Die gestiegenen Treibstoffkosten – und die Ticketsteuer – haben der AUA im ersten Quartal einen Rekordverlust von 66,7 Mio. Euro beschert. Das ist mehr als der Abgang im Vergleichsquartal 2011 (minus 63,5 Mio. Euro) und auch deutlich mehr als im gesamten Vorjahr, als das Betriebsergebnis bei minus 60 Mio. Euro lag.
Was aber noch alarmierender ist: Obwohl die AUA die Passagierzahlen um 10,1 Prozent auf 2,3 Millionen steigern konnte und der Umsatz um 3,8 Prozent auf 464,3 Mio. Euro wuchs, verschlechterte sich das Ergebnis im reinen Fluggeschäft (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, Ebitda) um 19,2 Prozent auf minus 26,9 Mio. Euro: Das heißt, dass die Lufthansa-Tochter pro Tag rund 300.000 Euro „verbrennt“.
„Zu hohe Kosten“
„Wir haben zu hohe Kosten“, lautete die Diagnose von AUA-Chef Jaan Albrecht am Donnerstag. Mit 257 Mio. Euro machten die Kerosinkosten und die Ticketsteuer (allein zehn Mio. Euro) bereits die Hälfte der Gesamtkosten der Airline aus. Albrecht forderte das Finanzministerium auf, mündliche Zusagen zumindest auf eine Senkung der Ticketsteuer endlich umzusetzen.
Der AUA-Boss verwies aber einmal mehr auf die Bedeutung des Sparpakets, das heuer 223 Mio. Euro bringen soll. Nach monatelangem Streit mit dem Bordbetriebsrat wurde am Montag der angedrohte Zwangsumstieg der 2300 AUA-Piloten und -Flugbegleiter auf das billigere Gehaltsschema der Regionaltochter Tyrolean fixiert. Er erfolgt mit 1. Juli.
Trotz des Sparkurses, der ab dem zweiten Quartal positive Effekte liefern soll, und guten Vorausbuchungen hat die AUA – und auch die Konzernmutter Lufthansa – die Hoffnung auf schwarze Zahlen im Gesamtjahr 2012 schon aufgegeben. „Wir werden die Gewinnzone erst 2013 erreichen“, sagte Albrecht. Im laufenden Jahr dürften die Restrukturierungskosten den Verlust sogar noch erhöhen.
Wie hoch die Umbaukosten sein werden, konnte Albrecht noch nicht sagen. Erst in einem Monat, also Anfang Juni, werde man wissen, wie viele AUA-Piloten die Zusammenlegung des Flugbetriebs nicht mitmachen und von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen. Bisher haben 43 Piloten das Haus verlassen. Das Ziel sei ein Konzern-Kollektivvertrag für das Bordpersonal ohne Altlasten – also ohne garantierte Inflationsabgeltung, jährliche Gehaltssprünge und hohe Abfertigungen. Als Modell kann sich Albrecht den Tyrolean-KV vorstellen, ergänzt um Regelungen für die Langstrecke. Die Tyrolean wird aber eine eigenständige Gesellschaft bleiben.
Keine Sorgen hat Albrecht hingegen mit der Eigenkapitalquote, die Ende 2011 unter acht Prozent gerutscht war. „Das ist derzeit nicht unsere Sorge“, meinte der AUA-Chef. Die von der Lufthansa zugesagte Geldspritze von 140 Mio. Euro habe man noch nicht angezapft, das werde man in den nächsten Monaten tun. Mit dem Geld wird unter anderem die Modernisierung der Langstreckenjets finanziert, was allein 80 Mio. Euro kostet. Außerdem fließt Geld in den Umstieg von Boeing 737 zu Airbus A320.
3500 Verwaltungsjobs fallen weg
Eine gute Nachricht hatte Albrecht für die 6774 AUA-Mitarbeiter doch parat: Von dem von Lufthansa-Chef Christoph Franz angekündigten Plan, in den nächsten Jahren weltweit 3500 Verwaltungsjobs zu streichen, ist die AUA nicht erfasst.
Die Stellenkürzungen sind Teil des 1,5 Mrd. Euro schweren Sparprogramms, mit dem Franz die größte europäische Fluggesellschaft wieder auf Wachstums- und Gewinnkurs trimmen will. Denn nicht nur die AUA, sondern auch die Lufthansa selbst und ihre bisher hoch profitable Tochter Swiss schrieben im ersten Quartal rote Zahlen. Für den Konzern bedeutet das, dass sich der operative Verlust mit 381 Mio. Euro mehr als verdoppelt hat.
Die Gründe sind die gleichen wie bei der AUA: teures Kerosin und die Ticketsteuer. Dazu kommt noch die seit 1. Jänner 2012 geltende Einbeziehung in den Emissionshandel. Trotz Hedgings des Ölpreises hat die Lufthansa für Treibstoff im ersten Quartal 1,6 Mrd. Euro bezahlt, um 304 Mio. Euro mehr als im Vergleichszeitraum.
Die Prognose von Franz für das Jahresergebnis fiel entsprechend verhalten aus: ein operatives Ergebnis im mittleren dreistelligen Millionenbereich.