Deutsche Bundesbank duldet höhere Inflation

Deutsche Bundesbank duldet hoehere
Deutsche Bundesbank duldet hoehere(c) Reuters (Alex Domanski)
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Bislang galt die deutsche Zentralbank als ein Hort einer harten Inflationspolitik. Nun deutet sich eine geldpolitische Kehrtwende an.

Die deutsche Bundesbank rechnet damit, dass Deutschland demnächst eine Inflationsrate aufweisen wird, die über dem Durchschnitt der Euro-Zone liegt. Das sagte Jens Ulbrich, Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung der Bundesbank, am Mittwoch bei einer Anhörung im Finanzausschuss des deutschen Bundestages. Ulbrich nennt einen einfachen Grund für die steigenden Verbraucherpreise: Der Versuch in Europa, die sogenannten Leistungsbilanzungleichgewichte abzubauen.

Die Reformen in Griechenland, Spanien und Portugal haben zur Folge, dass sich die Wettbewerbsfähigkeit dieser Länder gegenüber Deutschland verstärke, räumte die Bundesbank ein. Aktuell liegt die Inflationsrate in Deutschland mit zwei Prozent unter dem Euro-Zonen-Wert von 2,6. Berechnungen der EZB zufolge wird die Inflation in der Euro-Zone bis Anfang 2013 aber auf unter 2,0 Prozent fallen. In Deutschland hingegen rechnen die Ökonomen mit einem Anstieg.

"Bis zu sechs Prozent Inflation verkraftbar"

Laut "Financial Times Deutschland" werten das Experten als Zeichen dafür, dass die Zentralbank ihre rigide Inflationspolitik lockern will. Der Volkswirt Carsten Brzeski von der niederländischen Bank ING sieht das als "großen Durchbruch". Die Bundesbank gebe erstmals zu, dass Deutschland Verantwortung für ein neues Gleichgewicht im Euro-Raum übernehmen müsse, sagte er der Zeitung. "Außerdem soll die Äußerung verhindern, dass die EZB den Fehler von 2011 und 2008 wiederholt und die Zinsen wegen möglicher Inflationsgefahren in Deutschland voreilig erhöht."

Entscheidend wird sein, wie hoch die Inflationsraten tatsächlich steigen. IWF-Chefökonom Olivier Blanchard hatte erst Ende April erneut betont, dass einige Euro-Länder auch Inflationsraten von bis zu 6,0 Prozent verkraften könnten.

(Red.)

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