JPMorgan verspekuliert zwei Milliarden Dollar

JPMorgan verspekuliert zwei Milliarden
JPMorgan verspekuliert zwei Milliarden(c9 AP (Frank Franklin II)
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"Das lässt uns dumm dastehen", sagt Bankchef Dimon. Er spricht von "ungeheuerlichen Fehlern" und warnt: "Es kann noch schlimmer werden". Die Börsianer reagieren geschockt - die Aktie bricht nachbörslich um fast sieben Prozent ein.

Die größte US-Bank JPMorgan Chase hat sich kräftig verspekuliert. Das Wall-Street-Institut hat seit Anfang April rund zwei Milliarden Dollar oder umgerechnet 1,5 Milliarden Euro bei riskanten Finanzwetten verloren. Bankchef Jamie Dimon sah sich am späten Donnerstag (Ortszeit) gezwungen, persönlich die Anleger zu informieren. Die Verluste seien selbst verschuldet, sagte er in einer eilig anberaumten Telefonkonferenz.

Er sprach von "ungeheuerlichen Fehlern", Schlampereien und falsche Entscheidungen. Derzeit werde untersucht, wie es genau dazu kommen konnte. "Das ist nicht die Art, wie wir unser Geschäft betreiben wollen", erklärte Dimon. Die Fehler seien umso peinlicher angesichts der Tatsache, dass sich das Management stets gegen eine strengere Regulierung der Banken im Rahmen der sogenannten "Volcker Rule" ausgesprochen habe, räumte Dimon ein. "Das lässt uns ziemlich dumm dastehen."

"Es kann noch schlimmer werden"

Konkret habe es im synthetischen Kreditportfolio im Bereich Chief Investments seit Ende März "signifikante Buchverluste" gegeben. Der Bereich ist nach Angaben von JPMorgan der Arm der Bank, der genutzt wird, um Wetten einzugehen, die Beteiligungen an individuellen Beständen absichern sollen, etwa Kredite an Firmen mit einer schlechten Bewertung bei einer Ratingagentur. "Wir werden das lösen", versicherte Dimon. Er lehnte es mehrfach ab, die Details der problematischen Finanzwetten offenzulegen. Der Bankchef musste aber einräumen: "Es kann noch schlimmer werden." Denn die Finanzwetten laufen weiter.

Die Bank will nicht überhastet aus den Geschäften aussteigen und damit noch größere Verluste riskieren. Für die verantwortliche Sparte der Bank sagte Dimon einen Verlust von 800 Millionen Dollar im laufenden Quartal voraus. Eigentlich hatte die Bank einen Gewinn von 200 Millionen Dollar erwartet. Derartige Fehlschläge sind die Börsianer von JPMorgan Chase nicht gewohnt. Die New Yorker Bank ist das bestverdienende Kreditinstitut der Vereinigten Staaten und war fast ohne Blessuren durch die Finanzkrise gesteuert. Im ersten Quartal lag der Reingewinn bei 5,4 Milliarden Dollar.

Aktie stürzt ab

Die Börsianer reagierten daher auch geschockt. Die JPMorgan-Aktie verlor nachbörslich fast 7 Prozent und zog auch andere Bankentitel mit in den Keller. Die Anteilsscheine von Citigroup tendierten im elektronischen Handel gut zwei Prozent schwächer, Bank of America gaben 1,7 Prozent nach.

JPMorgan galt bisher als Musterschüler - und als positives Gegenbeispiel zur Großbank Goldman Sachs, die immer wieder wegen Spekulation am Pranger steht. Derartige Fehlschläge sind die Börsianer von JPMorgan nicht gewohnt. Die New Yorker Bank ist das bestverdienende Kreditinstitut der Vereinigten Staaten und war fast ohne Blessuren durch die Finanzkrise gesteuert. Im ersten Quartal lag der Gewinn bei unterm Strich 5,4 Milliarden Dollar. Und Dimon war im Vorjahr mit 23 Millionen Dollar der bestbezahlte Bankchef an der Wall Street.

Der letzte große Zockerskandal drehte sich um die Schweizer Großbank UBS. Der Händler Kweku Adoboli soll 2,3 Milliarden Dollar verzockt haben und wartet derzeit in Untersuchungshaft auf seinen Prozess (mehr dazu ...).

(Ag.)

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