Eva Schernhammer: "Ich arbeite mit Ideen"

Eva Schernhammer, Krebsforscherin Harvard Medical School.

In den USA gebe es den "Professor of Thinking". Das würde Eva Schern hammer, 41, auch gerne werden, denn heute arbeitet die Medizinerin und Krebsforscherin, die nicht mehr an der Klinik tätig ist, vor allem mit Ideen, mit Daten und zwar am Computer. Als Epidemiologin sei ihre Tätigkeit jener einer Geschäftsinhaberin ähnlich: Sie managt Leute, koordiniert und organisiert Treffen, arbeitet mit Studenten und setzt dabei ihre Ideen in Forschungsprojekte um.

Die Professorin am Channing Laboratory des Brigham and Women's Hospital, das zur Harvard Medical School gehört, feierte ihren Aufsehen erregendsten Erfolg 2001 mit einer Studie über zirkadiane Rhythmen, die nachwies, dass Nachtarbeit mit erhöhtem Krebsrisiko verbunden ist, das durch niedrige Melatoninwerte ausgelöst wird. Das Hormon Melatonin regelt den Tag-Nacht-Rhythmus. In einer Langzeitstudie bei 78.562 Krankenschwestern mit Nachtdiensten konnte ihr Team ein um 23 bis 36 Prozent erhöhtes Brustkrebsrisiko nachweisen (je nach Dauer und Intensität der Nachtdienste). Die Idee dazu kam eher zufällig bei einer Übung im Rahmen ihres Doktoratsprogramms in Harvard für das Erstellen von fiktiven Forschungsanträgen.

Heute geht sie unter anderem der Frage des Zusammenhangs von Krebserkrankungen mit anderen chronischen Erkrankungen nach. Bei Parkinson-Patienten etwa tritt laut internationaler Studien Krebs deutlich seltener auf. Besonders wichtig ist der kreativen Forscherin der Gedanke der Prävention, dem ihrer Meinung nach noch viel zu wenig Bedeutung beigemessen wird.

Sehr aktiv ist die in Wien geborene Medizinerin, die ihren positiven und liebevollen Eltern wie ihrem Mentor Christian Dittrich, dem Leiter der Onkologie im Kaiser-Franz-Josef-Spital, sehr viel zu verdanken hat, in der Leitung der Organisation Ascina, die den über 800 österreichischen Forscherinnen in Nordamerika eine Stimme verleiht. Ihr Motto: "Man kann alles erreichen, auch aus unmöglichen Gegebenheiten, wenn man es möchte, wenn man daran glaubt."

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