Bildung in Österreich: Keine Chance für Lisa Simpson?

In Österreich hätte die talentierte Tochter der Simpson- Familie wenig Chancen auf einen Uni-Abschluss. Lisas Problem: Sie kommt aus einer Arbeiterfamilie und wächst in der Kleinstadt auf.

In Springfield stehen Lisa Simpson alle Tore offen. Kein Wunder, der hoffnungsreichste Spross der Simpson- Familie ist hochbegabt, musikalisch und fleißig. In Österreich würde es die engagierte Tochter der gelben Quotenbringer vermutlich nicht zur Akademikerin schaffen. Zu diesem Schluß kommt der Soziologe Ingolf Ergler in seinem Sammelband "Keine Chance für Lisa Simpson? Soziale Ungleichheiten im Bildungssystem.", der Mittwoch Abend in Wien präsentiert wurde.

Arbeiterkind aus der Kleinstadt

Lisas "Problem": Sie ist weiblich, ihr Vater Homer ist Arbeiter, hat nur die Pflichtschule absolviert und die Familie lebt in der Kleinstadt Springfield. In Österreich reichen diese Faktoren aus, um die Chancen auf eine gute Ausbildung zu minimieren. Schlechter gestellt wäre das kleine Einserkind nur dann, wenn ihre Eltern auch noch Migranten wären. Die Autoren führen in dem Band verschiedene Studien der vergangenen Jahre zusammen und zeigen, dass die Bildungschancen in Österreich sozial und regional ungleich verteilt sind.

Lisa in Österreich chancenlos

Wäre Springfield ein Städtchen in Österreich, Lisa Simpson müsste sich wenig Illusionen über ihre Zukunft hingeben. Nur sechs bis acht Prozent der Kinder von Eltern, die keinen (Homer Simpson) oder nur einen mittleren Reifeabschluss (Marge Simpson) haben und in einer Kleinstadt leben, schaffen einen akademischen Abschluss. Noch schwerer haben es sogar Mädchen, die vom Land kommen und deren Eltern höchstens einen Pflichtschulabschluss vorweisen können: Nur zwei Prozent von ihnen absolvieren eine Hochschule. Im Vergleich dazu erlangen 63 Prozent der Töchter und 56 Prozent der Söhne aus urbanen Akademikerfamilien einen akademischen Grad.

Große regionale und soziale Unterschiede

Im Sammelband werden auch die unterschiedlichen regionalen Bildungschancen verglichen: So besuchen 62 Prozent der Wiener Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren eine Bildungseinrichtung, aber nur 52 Prozent der 15 bis 19-Jährigen aus dem ländlichen Raum. Noch massivere Unterschiede gibt es beim Besuch der AHS-Unterstufe. 77 Prozent der Akademikerkinder werden von ihren Eltern auf ein Gymnasium geschickt, während nur 19 Prozent der Kinder von Eltern mit Lehrabschluss und zwölf Prozent der Kinder von Eltern mit Pflichtschulabschluss eine AHS- Unterstufe besuchen. Am Ende des Sammel - Bandes zeigt Ingolf Ergler "alternative Konzepte" auf, die auch Lisa Simpson eine Bildungskarriere in Österreich ermöglichen würden.(Ag./Red.)

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