"Ein Kartell ist ein Monopolist mit mehreren Köpfen"

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Symbolbild(c) EPA (ANDY RAIN)
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Die Preise können anfangs sogar sinken - am Ende zahlen aber die Verbraucher drauf.

Wien/Cka. Beim Stichwort Kartell denkt man meist zuerst an Preisabsprachen zwischen Mitbewerbern oder an „unverbindliche Richtpreise“, die in Wirklichkeit nicht unverbindlich sind.

Es gibt aber auch „Einkaufskartelle“, bei denen es andersherum läuft: Mächtige Abnehmer machen Druck auf ihre Lieferanten und erzwingen niedrige Einkaufspreise. Entweder um ihre Gewinnspannen zu steigern, oder um Mitbewerber aus dem Markt drängen zu können. Im letzteren Fall kann ein Kartell zunächst sogar zu sinkenden Verbraucherpreisen führen. Auf lange Sicht zahlen aber auch da meist die Konsumenten drauf – zumindest, wenn die Kartellteilnehmer es tatsächlich schaffen, ihre Konkurrenten auf diese Weise loszuwerden.

Handymarkt funktioniert

Generell ist der Übergang zwischen Kartell und Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung oft fließend. Ein Kartell sei „ein Monopolist mit mehreren Köpfen“, sagt Kartellrechtsexperte Bernhard Girsch – der Effekt auf dem Markt sei sehr ähnlich.

Andererseits kann auch in einem Markt mit sehr wenigen Teilnehmern der Wettbewerb funktionieren. Ein Beispiel sei der heimische Handymarkt, sagt Girsch. Die EU-Wettbewerbshüter hätten das bei ihrer Zustimmung zum „3“-Orange-Deal wohl richtig beurteilt. In sehr „unruhigen“ Märkten bilden sich selten stabile Kartelle, ebenso wenig in rückläufigen. Begünstigt wird die Kartellbildung, wenn es um homogene Produkte geht, die Preise transparent und die Hürden für den Marktzutritt neuer Anbieter hoch sind.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.08.2013)

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