Schiedsrechtsexperte Zeiler sagt Schönherr Adieu

Gerold Zeiler
Gerold Zeiler(C) Gerold Zeiler
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Weniger Interessenkonflikte erwartet sich der Schiedsrechtsexperte Gerold Zeiler in Zukunft. Mit seinem Team gründet er eine neue Kanzlei.

Der renommierte Schiedrechtsexperte Gerold Zeiler und sein Team trennen sich von der Kanzlei Schönherr. Ein Verlust, der die Sozietät schmerzen wird. Zeiler hat zahlreiche Investitionsstreitigkeiten begleitet, unter anderem den Staat Montenegro in einem ICSID-Verfahren.

Doch damit nicht genug: Weitere Anwälte werden Schönherr verlassen. Denn Zeiler nimmt nicht nur die Arbitration-, sondern auch die Arbeitsrechtgruppe mit. Die Anwälte Hans Laimer, er leitete die Arbeitsrechtsgruppe, Martin Huger, Alfred Siwy, Lisa Beisteiner und vier Konzipienten werden mit ihm gehen.

Seinen Partnern habe er schon vor Längerem mitgeteilt, dass er beruflich einen neuen Weg einschlagen wolle, sagt Zeiler. Gemeinsam mit den vier genannten Anwälten will er eine Boutique gründen, die sich vornehmlich auf Schiedsgerichtsbarkeit und Arbeitsrecht konzentrieren wird. Am Anfang jedenfalls: Mittelfristig planen die Juristen, sich auch mehr und mehr auf Litigation zu fokussieren, so Zeiler. Weshalb er sich nach 25 Jahren dazu entschieden habe, Schönherr zu verlassen? „Ich verspreche mir davon vor allem einen strategischen Vorteil“, sagt er. „Wir werden in einer kleineren Kanzlei deutlich weniger Interessenkonflikte haben, als das jetzt bei Schönherr aufgrund der Größe der Fall ist. In einer kleineren Einheit können wir Mandate übernehmen, die wir derzeit wegen Kollisionen ablehnen müssen.“ Vor allem, wenn man wie er in Schiedsverfahren nicht als Parteienvertreter, sondern zunehmend als Schiedsrichter fungiere, komme es gerade in einer großen Kanzlei schneller zu Problemen.

Wann die Gruppe die Kanzlei verlassen wird, konnte Zeiler noch nicht sagen. Auch Managing-Partner Christoph Lindinger nicht: „Das müssen wir noch klären. Aus vertraglicher Sicht ist ein Ausscheiden von Gerold Zeiler frühestens mit 31. 1. 2015 möglich.“ Ob man ihn früher ziehen lässt, hängt wohl davon ab, wie friedlich die Trennung über die Bühne geht. Zeiler ist zuversichtlich: „Ich habe nach der langen Zeit in der Kanzlei viele Freunde und will, dass wir es auch weiterhin bleiben.“

„Später wäre mir lieber gewesen“

Die Entscheidung von Zeiler, die Kanzlei zu verlassen, habe ihn anfänglich schon überrascht, sagt Lindinger gegenüber der „Presse“. Die fachliche Lücke, die er hinterlässt, soll jedoch schnell geschlossen werden: „Es stimmt, Zeiler nimmt einen Großteil des Wiener Arbitration-Teams mit. Aber die gesamte Litigation-Gruppe besteht europaweit aus 25 Leuten.“ Deren Führung wird Lindinger übrigens nun selbst übernehmen.

Seit einiger Zeit hat sich der 51-Jährige wieder verstärkt dem operativen Geschäft zugewandt, nachdem er die letzten Jahre den Großteil seiner Zeit ins Managen der stark expandierenden Kanzlei investiert hatte. Gerade dabei hat er nun aber tatkräftige Unterstützung bekommen. Die Rechtsanwältin Gudrun Stangl ist seit Mitte des Jahres nicht mehr als Anwältin aktiv, sondern widmet sich ausschließlich der administrativen und strategischen Ausrichtung der Kanzlei. Nur so ist es Lindinger möglich, sich schon jetzt wieder voll ins eigentliche Geschäft zu stürzen. „Ein halbes Jahr später wäre mir lieber gewesen, aber derzeit liegen schon fünf Schiedsverfahren auf meinem Tisch.“ Zu seinem Team zählen die beiden Partner Michael Walbert und Andreas Natterer, die sich im Bereich Dispute Resolution bereits einen Namen gemacht haben.

Aber wie sieht es künftig mit der arbeitsrechtlichen Beratung bei Schönherr aus? Anders als Freshfields oder Wolf Theiss ist es der Großkanzlei bisher noch immer nicht gelungen, ein schlagkräftiges Team aufzubauen. Geht es nach Lindinger, soll sich das jetzt endlich ändern: „Diesen Bereich werden wir ganz neu aufbauen. In einigen Wochen, so hoffe ich, kann ich Ihnen dazu schon mehr berichten“, sagt er kryptisch.

E-Mails an: judith.hecht@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2014)

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