Poker um den Wert der Bank Austria

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Sieben Jahre nach der Übernahme der Bank durch die UniCredit kämpfen streitbare Aktionäre noch immer um eine höhere Abfindung. Noch im ersten Halbjahr könnte es so weit sein.

Wien. Die Bank Austria ist schon lange – zumindest als eigenständige Bank – Geschichte, und ihre Aktien ebenso. Aber der heftige Streit um die Höhe der Abfindung, die die UniCredit im Zuge der Übernahme der Bank Austria (BA) beim Gesellschafterausschluss (Squeeze-out) den verbleibenden Kleinaktionären geboten hat, tobt noch immer. Jetzt, sieben Jahre nach dem Eigentümerwechsel der Bank Austria, könnte es zu einer Einigung kommen. Und zwar noch im ersten Halbjahr.

Die Voraussetzung: Das Gremium, das zur Überprüfung der Angemessenheit der Barabfindung von 129,40 Euro je Aktie eingesetzt ist, muss einen Vergleich vorschlagen, mit dem die Streitparteien leben können.

Der erste Schritt in diese Richtung soll am Montag erfolgen: Da trifft sich das Gremium mit dem vom Gericht bestellten Gutachter Marcus Bartl (BDO Austria), um Fragen zu erörtern, auf die Bartl in seinen zwei Ergänzungsgutachten eingegangen ist. Die erste Expertise stammt von Bartls ehemaligem Kollegen, dem verstorbenen BDO-Austria-Chef Karl Bruckner.

Bisher gab es immer Vergleiche

Rechtsanwalt Wolfgang Leitner, der eine Reihe von BA-Aktionären vertritt, geht davon aus, dass das Treffen tatsächlich einen Fortschritt bringen wird. Noch im März soll es dann eine Verhandlung des Gremiums unter Vorsitz von Peter Schiemer mit den Aktionären geben, bei der ein Vorschlag ausgearbeitet werden soll. Nur wenn kein Vergleich zustande käme, ginge die Causa vor Gericht. „Das war bisher noch nie der Fall“, sagt Leitner.

Die Bewertungen für die Bank Austria liegen – je nach der zugrunde liegenden Methode – weit auseinander: Während Bruckner sie zwischen 117,99 und 123,99 bzw. zwischen 135,68 und 142,65 Euro je Aktie ansetzt, geht Bartl von bis zu 170 Euro aus. Bei seiner Bewertung spielt die Marktrisikoprämie – die Differenz zwischen der erwarteten Rendite eines risikobehafteten Marktportfolios und dem risikofreien Zinssatz – eine wesentliche Rolle. In diesem Kapitalmarktmodell wird – vereinfacht ausgedrückt– die Entwicklung eines Unternehmens, etwa anhand des Cashflows, einbezogen.

Die streitbaren Kleinaktionäre, unter denen sich jedoch auch Investmentfonds und der Interessenverband für Anleger (IVA) befindet, hatten einst von einer Abfindungshöhe von bis zu 350 Euro gesprochen. Inzwischen dürfte man sich auch mit weniger zufriedengeben. Der britische Hedgefonds Polygon soll nach Informationen aus dem Aktionärskreis einen Vergleich erwirkt haben – dem Vernehmen nach geht es um einen Zuschlag von 19,50 Euro je Aktie. Zumindest so viel müsste jetzt vorgeschlagen werden, meint Leitner.

Polygon gegen Schiedsrichter

In einem anderen, ebenfalls von Polygon angestrengten Schiedsverfahren soll der Fonds, der nichts offiziell publik gemacht hat, aber eine Niederlage erlitten haben: Es soll zwar ein Abfertigungspreis von 139 Euro je Aktie ermittelt worden sein. Polygon und die Bank sollen aber per Klausel vereinbart haben, dass Polygon erst ab einer Bewertung von 144 Euro je Aktie eine Nachzahlung zustehe. Polygon will sich mit diesem Schiedsspruch nicht zufriedengeben und hat, wie im Jänner berichtet, die drei Mitglieder des Schiedsgremiums auf Schadenersatz geklagt. Die Briten werfen den Schiedsrichtern vor, zugunsten der UniCredit gearbeitet zu haben.

Sollte ein Generalvergleich mit allen Aktionären zustande kommen und dieser auch nur der kolportierten Aufzahlung von 19,50 je Aktie entsprechen, käme das die UniCredit teuer: Betroffen von dem Squeeze-out sind 5,2 Prozent der Aktionäre, was 10,5 Millionen Aktien entspricht. Das würde eine Nachzahlung von rund 204 Mio. Euro bedeuten.

Die UniCredit selbst hat übrigens dafür gesorgt, dass der Streit so lange dauert: Sie hatte nämlich bestritten, dass das Handelsgericht Wien für die Causa zuständig ist, sondern ein italienisches Gericht. Die Frage ging bis zum Obersten Gerichtshof (OGH), der letztlich zugunsten von Wien entschied.

Während in die Bank-Austria-Causa jetzt Bewegung gekommen ist, müssen sich die einstigen Aktionäre der AUA und der Constantia Packaging noch gedulden. In beiden Verfahren gibt es schon Gutachten, die jeweils auch einen höheren Unternehmenswert ansetzen.

AUF EINEN BLICK

Die UniCredit hat im Zuge der Übernahme der Bank Austria im Jahr 2007 deren Aktionäre um 129,40 Euro je Aktie ausgekauft. Das war einer Gruppe von Aktionären viel zu wenig, und sie strengte ein Überprüfungsverfahren an. Noch im ersten Halbjahr 2014 könnte nun endlich ein Vergleich zustande kommen. Mehrere Gutachten haben einen deutlich höheren Bankwert ermittelt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2014)

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