Deutsche Bank blecht 7,2 Milliarden Dollar für faule Geschäfte

Deutsche Bank gelobt Besserung
Deutsche Bank gelobt Besserung APA/dpa/Boris Roessler
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Die Deutsche Bank kann eine ihrer größten Altlasten zu den Akten legen. Der US-Hypothekenvergleich ist halb so teuer wie befürchtet.

Der mit Spannung erwartete Vergleich der Deutschen Bank mit den US-Behörden über unsaubere Geschäfte auf dem amerikanischen Immobilienmarkt ist unter Dach und Fach. Das US-Justizministerium bestätigte am Dienstagabend die Einigung, die Deutschlands größtes Geldhaus insgesamt 7,2 Milliarden Dollar (6,80 Milliarden Euro) kostet.

Nach offiziellen Angaben ist es die höchste Strafe, die in der Sache je gegen eine einzelne Bank verhängt worden ist - und viele große Investmentbanken mussten bereits zahlen. Die Kritik an den Frankfurtern fiel vernichtend aus: "Die Deutsche Bank hat nicht nur Investoren getäuscht", erklärte Justizministerin Loretta Lynch. "Sie hat direkt zu einer internationalen Finanzkrise beigetragen."

Für Vorstandschef John Cryan ist das Verhandlungsergebnis dennoch eine Erleichterung, war zunächst doch eine Strafe von 14 Milliarden Dollar im Raum gestanden. Als die Zahl im Herbst durchsickerte, sorgte das vorübergehend für einen regelrechten Absturz der Deutschen Bank an der Börse. Denn viele Anleger befürchteten, eine solche Summe könne das Institut mit seiner vergleichsweise dünnen Kapitaldecke überfordern und gar eine Rettung durch den Staat nötig machen. Kunden zogen Gelder im Milliardenvolumen ab. Dass die Deutsche Bank im Hypothekenstreit am Ende deutlich billiger davon kommt, wurde bereits kurz vor Weihnachten bekannt, als das Geldhaus die Grundsatzeinigung mit den US-Behörden bekanntgegeben hatte.

"Verhalten nicht akzeptabel"

Doch in Schriftform gegossen wurde die Abmachung erst jetzt, wenige Tage vor dem Präsidentenwechsel in den USA - garniert mit zahlreichen Details zum zweifelhaften Geschäftsgebaren der Frankfurter auf dem einst so lukrativen US-Immobilienmarkt: Demnach kaufte die Deutsche Bank dort vor der Finanzkrise im großen Stil faule Hypotheken auf, bündelte diese in hochkomplexe Wertpapiere und verkaufte sie an Anleger auf der ganzen Welt. Als die Bonds mit dem Einbruch auf dem Häusermarkt 2007 auf einen Schlag wertlos wurden, verloren viele Investoren Geld und fühlten sich getäuscht.

Das Brisante dabei: Während die Deutsche Bank die Papiere nach außen als sicheres Investment verkaufte, wettete sie intern längst auf den großen Crash, wie 2011 schon aus einem vernichtenden Untersuchungsbericht des US-Senats hervorgegangen war. Hollywood inspirierte das später zum Zockerfilm "The Big Short".

Vorstandschef Cryan, im Sommer 2015 mit dem Versprechen angetreten, in der Bank konsequent auszumisten, zog sich nun das Büßerhemd an: "Unser Verhalten in dieser Angelegenheit in den Jahren 2005 bis 2007 entspricht nicht unseren Standards und ist nicht akzeptabel", erklärte der Brite. "Wir entschuldigen uns uneingeschränkt dafür. Wir haben uns inzwischen aus vielen der betroffenen Geschäfte zurückgezogen und unsere Standards umfassend verbessert."

Andere Skandale schwelen

Die unmittelbare Geldstrafe beträgt 3,1 Milliarden Dollar. Der große Rest entfällt auf finanzielle Zugeständnisse an Kunden in den USA in den nächsten fünf Jahren. Wie genau das passieren soll, dazu hüllt sich die Bank in Schweigen. In ähnlichen Fällen bei Konkurrenten schlugen derartige Vergünstigungen nur zu etwa 20 Prozent auf die Bilanz durch, die tatsächliche Belastung dürfte sich also in Grenzen halten.

Mit der Credit Suisse hatte sich das US-Justizministerium ebenfalls kurz vor Weihnachten auf 5,3 Milliarden Dollar geeinigt, davon 2,5 Milliarden in bar. Zum Stand der Dinge mit den Schweizern äußerte sich Loretta Lynch am Dienstag zunächst nicht. Die parallel geführten Verhandlungen mit der britischen Bank Barclays waren dagegen Ende 2016 geplatzt. Der Streit geht nun wohl vor Gericht.

Die Deutsche Bank kann die Strafe nach Einschätzung der meisten Analysten ohne Kapitalerhöhung bewältigen. Doch schwelen nach wie vor noch andere große Rechtsstreitigkeiten, etwa der Geldwäsche-Skandal in Russland. Auch hier ermitteln die US-Behörden an vorderster Front. Die Aufarbeitung dieser Affäre bindet intern ebenfalls viele Ressourcen, wie Insider berichten. Dabei würde sich Cryan gerne wieder verstärkt strategischen Themen widmen. Denn einige mächtige Großinvestoren scharren mit den Hufen - sie wünschen sich abermals eine Überarbeitung des Geschäftsmodells. Hier werden im Frühjahr, spätestens zur Hauptversammlung im Mai, Korrekturen erwartet. Dabei geht es laut Finanzkreisen vor allem um die Zukunft der Postbank, die sich als unverkäuflich erweist, und um weitere Einschnitte im Investmentbanking.

Milliarden-Belastung im Schlussquartal

Die milliardenschwere Strafzahlung im US-Hypothekenvergleich wird sich für die Deutsche Bank im vierten Quartal deutlich bemerkbar machen. Für das Vorsteuerergebnis der letzten drei Monate 2016 sei wegen der Geldbuße mit einem negativen Effekt von knapp 1,2 Milliarden Dollar zu rechnen, schrieb Vorstandschef John Cryan am Dienstagabend in einem Brief an die Mitarbeiter.

Laut "Spiegel" will das Geldhaus die Bonuszahlungen für führende Mitarbeiter drastisch kappen. Das Institut wolle an diesem Mittwoch bekannt geben, dass bei nicht-tarifgebundenen Angestellten rund 90 Prozent der Bonuszahlungen für 2016 gestrichen würden, heißt es in dem Bericht. Erstmals seien auch in großem Stil Investmentbanker in London und New York betroffen.

(APA/Reuters/dpa)

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