Ein Standort leidet unter hohen Steuern

Aludose mit Muenzen
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Die steuerliche Behandlung von Firmen wird trotz vergleichsweise moderater Unternehmenssteuersätze zunehmend unattraktiv.

Wien. Voraussichtlich am 1.März tritt der erste Steuerpaukenschlag der neuen Regierung in Kraft. Geschröpft werden nicht nur Autofahrer, Sekttrinker und Raucher, auch die Wirtschaft wird dann einige hundert Millionen Euro mehr im Jahr abliefern müssen. Eine kleine Auswahl der kommenden „Grauslichkeiten“: Gruppenbesteuerung und Gewinnfreibetrag werden eingeschränkt, Topgehälter können nur noch bis 500.000 Euro im Jahr abgesetzt werden.

Ist Österreich dann noch der steuerlich attraktive Betriebsstandort, den die Ansiedlungsagentur ABA im Ausland in höchsten Tönen bewirbt? Nun: Österreich hat mit der Gruppenbesteuerung und einem relativ niedrigen Körperschaftsteuersatz zwar ein paar Anreize im Talon, aus steuerlichen Gründen siedelt sich aber schon lange kein Unternehmen mehr in der Alpenrepublik an. Die Zeit der wirklich großen Ansiedlungen, als etwa General Motors und BMW große Werke im Land errichtet haben, ist schon lange vorbei. Wer jetzt kommt, macht das wegen des insgesamt positiven Umfelds für Unternehmen: etwa der guten Facharbeiterausbildung, der vergleichsweise hervorragenden Infrastruktur, der hohen Produktivität und niedrigen Streikbereitschaft.

In Sachen Abgaben gilt Österreich aber nicht zu Unrecht als Hochsteuerland. Im internationalen Wettbewerbsranking des World Economic Forum etwa, in dem Österreich insgesamt auf Rang 16 liegt, findet sich die Alpenrepublik in Sachen steuerlicher Attraktivität auf dem blamablen Rang 122. Dabei sieht die Steuerbelastung von Unternehmen auf den ersten Blick durchaus nicht unattraktiv aus: Mit einem Körperschaftsteuersatz von 25 Prozent liegt Österreich im europäischen Mittelfeld.

Bei der tatsächlichen Körperschaftsteuerbelastung (die sich wegen unterschiedlicher Bemessungsgrundlagen teilweise deutlich von den Sätzen unterscheidet) ist Österreich sogar noch etwas günstiger gereiht und überholt beispielsweise Großbritannien, wo der Steuersatz bei 23 Prozent liegt.

Und mit der (demnächst freilich eingeschränkten) Möglichkeit, ausländische Verluste im Rahmen der Gruppenbesteuerung mit inländischen Gewinnen gegenzuverrechnen (und damit die Steuerlast in Österreich zu drücken), bietet sich das Land als Konzernsitz theoretisch geradezu an.

Dass es trotzdem hakt, liegt nicht nur an vergleichsweise hoher Bürokratie und enormen Lohnnebenkosten, sondern auch an zahlreichen kleineren Steuern und Gebühren, die den Unternehmen das Leben erschweren: etwa an der Gesellschaftssteuer, die die Zufuhr von Kapital ins Land „bestraft“. Diese wird zwar abgeschafft, aber erst 2016. Mit einem kann Österreich allerdings punkten: Die Rechtssicherheit ist im Lande – auch in Steuerfragen – vergleichsweise sehr hoch. ju

AUF EINEN BLICK

Praxis trifft Wissenschaft. Im Rahmen von „Wirtschaft Wissenschaft Unplugged“ sprechen heute (18 Uhr, Festsaal der neuen WU) Nikolaus Franke, Vorstand des Instituts für Entrepreneurship an der WU, und KTM-Chef Stefan Pierer über Unternehmertum in Österreich. Im Anschluss moderiert „Presse“-Chefredakteur Rainer Nowak eine Publikumsdiskussion. Infos unter diepresse.com/unplugged. Die Veranstaltung ist eine Kooperation der „Presse“, der Erste Group und der WU.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.01.2014)

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