Lufthansa-Pilotenstreik geht bis Freitag weiter

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100.000 Passagiere sind von Streiks der Lufthansa-Piloten am Mittwoch betroffen. Am Donnerstag und Freitag gehen die Kampfmaßnahmen auf dem Rücken der Kunden weiter.

Im Tarifclinch mit der Lufthansa erhöhen die Piloten den Druck auf die größte deutsche Airline. Die Vereinigung Cockpit (VC) verlängerte den seit Mittwoch laufenden Ausstand bis einschließlich Freitag. An diesem Tag seien alle Kurzstrecken-Piloten aufgerufen, die Arbeit niederzulegen, teilte die Gewerkschaft am Mittwochabend mit.

"Das Lufthansa-Management zeigt weiterhin keinerlei Bewegung und hat kein verhandlungsfähiges Angebot übermittelt", erkärte VC-Vorstandsmitglied Jörg Handwerg. Bereits in der Nacht hatte die Interessenvertretung der Piloten den zuvor nur für Mittwoch angesetzten Streik ausgedehnt. Die Lufthansa annullierte bisher für Donnerstag 912 Flüge, etwa zwei Drittel der Verbindungen ihrer Stammmarke. Am Mittwoch fielen rund 880 Flüge aus. Damit durchkreuzten die beiden Streiktage die Reisepläne von 215.000 Lufthansa-Passagieren.

In Österreich sind Flüge zwischen Frankfurt und München einerseits und Wien und Graz andererseits betroffen. Von Wien aus fallen 22 Flüge aus, von Graz aus ist ein Teil der München-Verbindungen betroffen. Die Lufthansa-Tochter AUA fliegt dafür mit größeren Flugzeugen und kann dadurch 200 bis 300 Sitze pro Tag zusätzlich anbieten.

In der Sache zeigen sich beide Seiten unnachgiebig. "Wir können uns die verfahrene Situation nach vier Jahren Verhandlungen nur mit einer ideologischen Einstellung des Managements erklären", sagte Handwerg. Die Lufthansa habe auch in anderen Teilen des Unternehmens Ärger mit der Belegschaft. Das Unternehmen wies dies zurück. "Cockpit ist mehr an der Eskalation als an der Lösung des Konflikts interessiert", sagte ein Konzernsprecher. Lufthansa-Passagiere am Frankfurter Flughafen nahmen die Situation gelassen. Viele buchten auf andere Fluggesellschaften um oder wichen auf die Bahn aus.

Ein Vorstoß der Lufthansa, die Arbeitsniederlegungen juristisch zu verbieten, war am späten Dienstagabend gescheitert. Es ist der 14. Streik in der seit April 2014 schwelenden Tarifauseinandersetzung zwischen der Pilotengewerkschaft und der größten deutschen Airline. Cockpit fordert rückwirkend ab 2012 eine Lohnerhöhung von 3,7 Prozent im Jahr. Die Lufthansa bietet 2,5 Prozent über eine Laufzeit von gut sechs Jahren. "Das ist ein Scheinangebot, da wir die Summe an anderer Stelle einsparen sollen", sagte Cockpit-Vertreter Handwerg. Die Gewerkschaft könne den Streik jederzeit absagen, doch Bedingung dafür sei ein vernünftiges Angebot der Lufthansa. "Wir haben Cockpit viele Offerten gemacht, auch eine Schlichtung", erklärte der Airline-Sprecher.

Die Spartengewerkschaft gibt sich damit nicht zufrieden. "Das schaut für uns nach einem Zeitspiel aus", sagte Handwerg. Es sei zu befürchten, dass die Lufthansa nach einigen Monaten Schlichtung die Ergebnisse nicht akzeptiere und die Angestellten dann mit leeren Händen dastünden. Neben dem Geld geht es in dem Clinch auch um die Alters- und Vorruhestandsversorgung der Flugzeugführer. Den letzten Ausstand vor 14 Monaten stoppte ein Gericht.

Die Lufthansa riet Kunden, sich auf der Internetseite lh.com zu informieren. Auch die kostenlose Hotline 0800-8506070 stehe zur Verfügung. Wer Kontaktdaten in seinem Kundenprofil hinterlegt habe, erhalte Hinweise per SMS oder E-Mail.

Kritik an den Streiks kam vom Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW). "Jeder Streiktag kostet unsere Branche viel Geld, Kunden und Vertrauen", kritisierte BTW-Generalsekretär Michael Rabe. Zudem werde gerade für europäische "Traditionsairlines" die Lage immer schwieriger - dies verschärften die Piloten noch "durch ihre ständigen Streiks".

(APA/Reuters/AFP))

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