Deutsche Bahn lässt Kartellsünder bluten

Die Kartellschäden für die Deutsche Bahn aus den vergangenen 15 Jahren sollen auf mehrere Milliarden Euro belaufen.
Die Kartellschäden für die Deutsche Bahn aus den vergangenen 15 Jahren sollen auf mehrere Milliarden Euro belaufen.(c) REUTERS/FABRIZIO BENSCH
  • Drucken

Bis jetzt hat die Deutsche Bahn nach eigenen Angaben rund 380 Millionen Euro an Schadenersatzzahlungen von Kartellsündern eingetrieben.

Im Kampf gegen illegale Preisabsprachen von Lieferanten hat die Deutsche Bahn bereits rund 380 Millionen Euro an Schadenersatzzahlungen eingetrieben. "In den vergangenen Jahren ist die Bahn mit Kartellen wohl um einen Milliardenbetrag betrogen worden", sagte der für das Thema Recht zuständige Bahn-Vorstand Ronald Pofalla der "Süddeutschen Zeitung" vom Montag.
Die Deutsche Bahn will sich einen möglichst großen Teil davon zurückholen.

"Rund 380 Millionen Euro an Schadenersatzzahlungen sind bereits geflossen", ergänzte Pofalla. "Wir rechnen damit, kurzfristig die Schallmauer von 400 Millionen Euro zu durchbrechen. Das ist europaweit einmalig."

Sondereinheit am Werk

Die Deutsche Bahn leidet besonders unter illegalen Preisabsprachen von Lieferanten, weil sie nicht nur Züge, Gleise und Weichen, sondern auch Uniformen, Möbel, Essen und Getränke von anderen Unternehmen bezieht. 2013 hatte der Konzern als erstes deutsches Unternehmen eine Sondereinheit gegründet, die Kartellsünder jagt. Sie soll überall dort, wo die Bahn durch gesetzeswidrige Preisabsprachen geschröpft wurde, Schadensersatz eintreiben.

Seither hat die Deutsche Bahn 94 Kartellfälle geprüft und 48 Unternehmen verklagt. Von der erfolgreichen Arbeit der Sondereinheit profitiere auch der Steuerzahler, sagte Pofalla weiter. "Schließlich fließen Milliarden an Steuermitteln in das Schienennetz und die Bahnhöfe."

Auch Bahn in der Kritik

Der Präsident des Bundesrechnungshofes, Kay Scheller, warf dem Unternehmen dagegen vor, trotz Milliardenzuwendungen vom Bund an der Infrastruktur zu sparen. "Wir sehen sehr kritisch, dass hier jedes Jahr drei bis vier Milliarden Euro an Steuergeld in die Bahn fließen, ohne dass die Bahninfrastruktur wesentlich verbessert wird", sagte Scheller den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Als Beispiel nannte er Eisenbahnbrücken. Deren Zustandsbewertungen verschlechterten sich.
Scheller kritisierte mangelnde Prüfungsrechte des Bundesrechnungshofes. "Die Haushalts- und Wirtschaftsführung der Bahn können wir uns nicht anschauen."

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

Kartellverdacht: Razzien bei den ÖBB

Preisabsprachen. Am 28. Juni durchsuchten EU-Beamte mehrere Standorte der Bundesbahnen. Der Konzern wurde bis Mitte Mai vom derzeitigen Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) geleitet.
International

Kartellstrafen für ÖBB und DB

Express Interfracht, Teil der ÖBB, muss 17,36 Mio. Euro Strafe für Preisabsprachen im Güterzugbereich zahlen. Eine Strafreduktion gab es für den Stahlkonzern Voestalpine.
Schienenkartell Voestalpine
Österreich

Schienenkartell: Voestalpine kommt glimpflich davon

Mit 6,4 Mio. Euro Strafe ist auch das zweite Kapitel im Verfahren über das Schienenkartell für die Voest beendet. ThyssenKrupp muss 88 Mio. zahlen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.