VW bleibt Österreichs Liebling

(c) APA/AFP/RONNY HARTMANN
  • Drucken

Die österreichische Porsche Holding verkaufte erstmals mehr als eine Million VW-Fahrzeuge. Ein Rekordjahr trotz Dieselskandals.

Wien. Der Dieselskandal kann an der Liebe der Österreicher zum deutschen Volkswagen-Konzern nicht rütteln. Mit einem Marktanteil von 17 Prozent blieben Autos der Marke VW auch 2016 unangefochten an der Spitze der meistverkauften Fahrzeuge – und das seit 1957. Der erste Verfolger, Opel, kommt nicht einmal auf halb so viele Verkäufe. Entsprechend erfreulich fiel die Bilanz der österreichischen Porsche Holding Salzburg (PHS), VW-Großhändler in 25 Ländern, über das vergangene Jahr aus: Mit einer Million Autos (plus 7,8 Prozent) konnte das Unternehmen in Summe so viele Fahrzeuge absetzen wie nie zuvor.

Während VW also in den USA um Kunden und Geschäft bangen muss, ist in Europa offenbar noch vieles in Ordnung. „Wir waren stets zuversichtlich, dass das Vertrauen der Kunden in Europa bestehen bleibt“, sagt Geschäftsführer Alain Favey. Das starke Plus von gut fünf Prozent in Österreich habe dann aber doch überrascht. Noch sind die Nachwehen des VW-Skandals in Österreich aber nicht ausgestanden. 388.000 VW-Dieselautos benötigen wegen des Abgasschwindels hierzulande eine Umrüstung. Bisher wurden 87.100 Fahrzeuge umgerüstet, hieß es am Dienstag bei der Jahrespressekonferenz der Porsche Holding Salzburg. Freigegeben für die Umrüstung sind derzeit rund 175.000 VW-Dieselmodelle. Im Herbst 2017 will das Unternehmen alle Umrüstungen beendet haben.

Das starke Wachstum hat die Porsche Holding aber nicht nur Österreich zu verdanken. Vor allem die Märkte in Osteuropa haben nach Jahren der Krise wieder deutlich zulegen können (plus 16 Prozent). Vom Niveau vor 2008 ist man allerdings noch weit entfernt. Zum Vergleich: Vor der Krise orderten allein die Ukrainer bis zu 600.000 Autos der Porsche Holding im Jahr. Heuer stiegen die Verkäufe in der Ukraine um mehr als 37 Prozent – auf 60.000 Stück. Das Wachstum werde in Osteuropa in einem ähnlichen Tempo weitergehen, erwartet Alain Favey. In den vergangenen Jahren hätten viele Unternehmen die notwendige Erneuerung der Flotten aus Geldmangel verschoben. Dies werde jetzt nachgeholt.

Tätig ist die Porsche Holding außerhalb Europas auch in China, zwei Ländern Südamerikas und seit heuer auch in Malaysia. Im kommenden Jahr will das Unternehmen weiter in Asien expandieren. Die nächsten Standorte sind in Brunei und Singapur, dem teuersten Automobilstandort der Welt, geplant.

Vollgas in die Elektro-Nische

Wachstum erwartet sich Alain Favey auch im Bereich E-Mobilität. „Die Hersteller sind gezwungen auf E-Mobilität zu schwenken“, sagt er mit Blick auf die Abgasvorschriften der EU. Auch VW hat, wie die meisten anderen Hersteller, bereits Details zu seinem Elektroauto-Konzept durchsickern lassen. Ab 2020 will der Konzern mit dem elektrisch betriebenen VW I.D. auf den Markt gehen. Noch ist dieser Markt für E-Autos aber minimal. In Österreich wurden heuer etwa 3600 Fahrzeuge zugelassen. Kommendes Jahr sollen es noch einmal so viele sein. In Summe bleiben E-Autos aber ein Nischenprogramm. Lob gibt es von Alain Favey für das E-Mobilitätspaket der Bundesregierung. Die Zusammenarbeit mit den Ministerien sei gut und eng gewesen, sodass ein wirklich sinnvolles und umfassendes Paket geschnürt werden konnte. Eine Kaufförderung allein hätte wenig bewirkt, ist der VW-Mann überzeugt. Wichtiger war der Impuls, die Ladeinfrastruktur auszubauen. Wenn nämlich ab 2020 ein Schub bei den E-Automobilen komme, dann brauche es diese Infrastruktur. Auch die Porsche Holding will dazu etwas beitragen und arbeitet an einem Plan für den Bau eigener Ladestationen im Land. (auer)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.