Bahn kauft bei Bombardier

Bombardier konnte in Österreich schon zweimal groß punkten.
Bombardier konnte in Österreich schon zweimal groß punkten.(c) REUTERS (BENOIT TESSIER)
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Der neueste Auftrag der ÖBB geht an den kanadischen Siemens–Konkurrenten. Das nächste Match geht um die U5.

Wien. Züge für die ÖBB: Die kamen bisher von Siemens, das war seit Jahrzehnten so – auch der Railjet stammt aus dem Hause des deutschen Technologiegiganten. Nachdem Siemens zum Jahreswechsel 2014/15 den mehr als eine halbe Mrd. Euro schweren Auftrag der Wiener Linien für bis zu 156 Niederflurstraßenbahnen (Flexity) an den kanadischen Konkurrenten Bombardier verloren hat, folgt nun – zufällig wieder zum Jahreswechsel – ein weiterer Schlag. Die Bundesbahnen haben nun die ersten 21 von insgesamt bis zu 300 Garnituren der neuen Regional- und Nahverkehrszüge (Talent 3) fix geordert – bei Bombardier.

Diese Tranche, die bis 2019 ausgeliefert wird, hat ein Volumen von 150 Mio. Euro, gab der kanadische Bahn- und Flugzeugproduzent am Donnerstag bekannt. Der Gesamtwert des Rahmenvertrags, der nach der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts gegen den Mitbewerber Stadler und zugunsten von Bombardier neu aufgesetzt worden ist, beläuft sich auf rund 1,8 Mrd. Euro. Dementsprechend groß ist die Freude bei Bombardier: „Dieser Rahmenvertrag ist ein Riesenerfolg für Bombardier“, sagt Christian Diewald, Geschäftsführer der Bombardier Transportation Austria, und streut dem neuen Großkunden Rosen. „Die ÖBB gehören zu den angesehensten und pünktlichsten Eisenbahnen Europas.“

Angesichts der beiden verlorenen Großaufträge ist der kürzlich vergebene Auftrag der ÖBB für 64 neue Cityjets im Volumen von rund 400 Mio. Euro für Siemens ein Tropfen auf dem heißen Stein. Der allerdings nicht zu verachten ist. Immerhin muss Siemens im österreichischen Bahnzentrum, in dem das weltweite Siemens-Geschäft mit Schienenfahrzeugen für den Personennahverkehr und mit Reisezugwagen gebündelt ist, 1200 der insgesamt 10.200 Mitarbeiter in Österreich beschäftigen.

Großprojekt in Riad

Das gelingt auch – mit einer ganzen Reihe von Orders im Ausland. Das größte und spektakulärste Projekt wird gerade in Saudiarabien realisiert, wo Siemens in einem Konsortium in Riad das größte Metroprojekt der Welt mit sechs Linien und 175 Kilometern Streckenlänge errichtet. Allein der Anteil der Bayern ist 1,5 Mrd. Euro schwer.

Das Match Siemens gegen Bombardier geht jedenfalls 2017 in die nächste Runde. Diesmal geht es um die U5 in Wien – Kosten bis zu 400 Mio. Euro. Beide Konzerne können, was die fahrerlose Technologie betrifft, auf erfolgreich umgesetzte Projekte verweisen. Bombardier hat die selbstfahrenden Züge in Singapur, Miami und Vancouver sowie etliche entsprechende Flughafenzüge gebaut. Siemens hat die Umrüstung der Pariser Metro, der Metrolinie 9 in Barcelona, sowie die fahrerlosen U-Bahnen in Nürnberg und Budapest gemacht und ist nun eben in Riad am Werk.

Die Kanadier, die in Wien 550 Mitarbeiter beschäftigen, haben schon die U6 ausgerüstet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.12.2016)

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