Wenig Umsatz, viel Verlust: Geht Wolford das Geld aus?

Die Konkurrenz ist groß – teure Strümpfe finden daher nicht mehr so viele Käuferinnen.
Die Konkurrenz ist groß – teure Strümpfe finden daher nicht mehr so viele Käuferinnen.(c) Clemens Fabry
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Der Wäschekonzern kann den Abwärtstrend nicht stoppen und muss die Finanzierung neu aufstellen.

Das Blitzlichtgewitter war enorm: Die österreichische Designerin Marina Hörmanseder landete mit ihrer extravaganten Show bei der Berliner Fashion Week vor wenigen Tagen einen vollen Erfolg. Mit dabei im Rampenlicht: das Traditionsunternehmen Wolford, das exklusiv für Hörmanseder die entsprechend ausgefallenen Strumpfhosen kreierte, die auch in den Handel kommen.

Solche Events sind ganz nach dem Geschmack des Vorarlberger Unternehmens – fördern sie doch das internationale Image als Luxuswäschehersteller, der weltweit die Nummer eins bei hochwertigen Strümpfen und Wäsche ist.

Die Spitzenstellung schützt das 1949 von Reinhold Wolff und Walter Palmers als Strumpfhersteller gegründete Unternehmen aber nicht vor Problemen. Die gab es schon in der Vergangenheit – die jüngste Geschichte des seit 1995 an der Wiener Börse (aber auch in Frankfurt und New York) notierten Unternehmens war immer wieder von Rückschlägen geprägt. Die weltweit nicht so berauschend laufende Konjunktur, gepaart mit einer rasanten Expansion und hohen Investitionen in Geschäfte in Spitzenlagen (weltweit gibt es 270 Verkaufsstellen) schlug sich in Verlusten in den Geschäftsjahren 2012/13 und 2013/14 nieder.

Im darauffolgenden Jahr gab es einen positiven Ausreißer, aber schon 2015/16 war der Nettoverlust mit 6,19 Mio. Euro dreimal so hoch wie in den vergangenen „roten“ Jahren. Wobei allerdings ein negativer Steuereffekt zu Buche schlug. Diesen Negativtrend konnte der 2015 an die Spitze geholte Ashish Sensarma, der 30 Jahre Erfahrung in der Modebranche (Mexx, Vilebrequin) hat, bisher nicht stoppen.

Verluste mit britischem Pfund

Im Gegenteil: Der Abwärtsstrudel hat sich im laufenden Geschäftsjahr dramatisch beschleunigt. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe: „Das Marktumfeld ist weiterhin schwach, dazu kommen negative Währungseffekte aus dem britischen Pfund“, sagt Sprecherin Maresa Hoffmann, die auch für Investors Relations zuständig ist, zur „Presse“. Außerdem sei in der Vertriebsplanung nicht alles nach Wunsch gelaufen.

Nach einer Gewinnwarnung im August 2016 musste Wolford am Mittwochabend erneut die Ertragsprognose für 2016/17 nach unten revidieren. Jetzt geht das Unternehmen von einem operativen Ergebnis von minus acht bis zehn Mio. Euro aus. Denn: „Trotz eines Weihnachtsgeschäfts auf Vorjahresniveau waren die Umsätze im Jänner wieder rückläufig, sodass sich das bisherige Umsatzminus im Vergleich zum Vorjahr auf acht Prozent beläuft“, heißt es in der Ad-hoc-Meldung. In vielen Märkten schrumpfte der Umsatz sogar zweistellig.

Dramatischer klingt der Nachsatz: „Um die verfügbaren Mittel zur Bedienung des erforderlichen Liquiditätsbedarfs sicherzustellen, wird Wolford die Finanzierung neu strukturieren.“ Geht Wolford das Geld aus? Wirft man einen Blick auf den Halbjahresabschluss per Ende Oktober (die Zahlen für das dritte Quartal kommen am 17. März), ist die Frage durchaus berechtigt. Dort wird der Cash-Bestand mit 4,154 Mio. Euro (nach 6,143 Mio. im Zeitraum 2015) angegeben. Aus dem laufenden Geschäft kommt jedoch kein Geld: Der Cashflow war mit rund 14 Mio. Euro negativ. Das Kreditvolumen hat sich indes mehr als verdoppelt. Das dürfte die Banken nervös machen.

Finanzvorstand Axel Dreher wollte auf die Frage der „Presse“ nach dem Ernst der Lage und der Art der Umstrukturierung nicht Stellung nehmen. Hoffmann sagte nur: „Wir können zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Details herausgeben, da diese erst ausgearbeitet werden.“

Die Anleger haben die Antwort schon gegeben: Die im Prime Market notierte Wolford-Aktie verlor am Donnerstag fast vier Prozent, binnen eines Jahres verbilligte sie sich um 14,5 Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.01.2017)

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