Die italienische Airline braucht dringend eine Milliarde Euro frisches Geld.
Rom. Die Zahl der Rettungspläne, die die seit vielen Jahren in der Dauerkrise befindliche italienische Fluggesellschaft Alitalia fit machen sollten, ist nicht mehr zu ermitteln. Jetzt gibt es jedenfalls wieder ein Sanierungskonzept: mit milliardenschweren Einsparungen und einem neuen Geschäftsmodell soll die Airline bis Ende 2019 in die Gewinnzone zurückkehren. Was fast unvorstellbar ist, da im Vorjahr 600 Mio. Euro Verlust anfielen und sich die Gewerkschaften weiterhin gegen jegliche Einschnitte stemmen.
Genau um harte Einschnitte geht es: In den nächsten drei Jahren sollen die Betriebs- und Arbeitskosten um eine Mrd. Euro gesenkt werden. Gleichzeitig soll der Umsatz von 2,9 auf 3,7 Mrd. Euro steigen. Dazu sollen die Flugzeuge öfters zum Einsatz kommen und mehr Plätze anbieten. Die Ticketpreise sollen sinken, Passagiere sollen ganz nach dem Vorbild der Billigairlines für Gepäck und Wunschsitzplatz extra zahlen.
Hinter dem Entwicklungsplan, der am Mittwochabend vom Aufsichtsrat verabschiedet wurde, steht ein großes Fragezeichen. Denn die Gewerkschaften müssen an Bord geholt werden. Zumal auch Arbeitsplätze zur Disposition stehen. Kolportiert werden 1600 bis 2000 Stellenstreichungen und Gehaltskürzungen von bis zu 30 Prozent. Auch die Flotte soll verkleinert werden.
Die Zeit drängt: Die Alitalia hat nur Geld bis Anfang April, sie verliert täglich zwei Mio. Euro. Deshalb geht es nicht nur um Einsparungen, sondern um frisches Geld von rund einer Mrd. Euro. Ob das vom Großaktionär Etihad kommt, ist auch fraglich. Denn die 49-prozentige Beteiligung war für die Airline aus Abu Dhabi bisher nichts als reine Geldvernichtung. Deshalb stellten die Araber ihr Investment schon auf den Prüfstand. (ag/eid)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.03.2017)