Novartis bläst bei Generika der Wind ins Gesicht

AFP (PHILIPPE HUGUEN)
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Den Herstellern von Nachahmermedikamenten droht nach Einschätzung des Schweizer Pharmakonzerns Novartis in den USA stärkerer Gegenwind.

Der Preisdruck im Generika-Geschäft habe sich im zweiten Quartal verschärft, teilte der Arzneimittelhersteller Novartis aus Basel am Mittwoch vor einer Investorenveranstaltung in Boston mit. An der nach dem ersten Quartal gesenkten Umsatzprognose für die Generika-Sparte Sandoz hält Novartis fest. Die Verkaufserlöse von Sandoz, das mit gut zehn Milliarden Dollar rund Fünftel zum Konzernumsatz beisteuert, sollen unter Ausschluss von Wechselkurseinflüssen weitgehend auf dem Vorjahresniveau liegen. Jüngst hatten bereits andere Generika-Hersteller, etwa die beiden indischen Firmen Sun Pharmaceutical Industries und Lupin, angesichts des verschärften Preisdrucks vor einem gedämpften Umsatzwachstum gewarnt.

Novartis bekräftigte seine Pläne, bis 2020 in den USA und Europa fünf Nachahmer-Versionen für biotechnologisch erzeugte Arzneien - sogenannte Biosimilars - auf den Markt zu bringen. So laufen in Europa bereits die Zulassungsverfahren für Generika des Arthritismedikaments Humira von AbbVie oder des Rheumamittels Remicade von Johnson & Johnson. Der Expertenausschuss CHMP der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) empfahl jüngst die Zulassung eines Biosimilars des Roche-Krebsmedikaments MabThera.

Augenheilsparte auf dem Prüfstand

Offen blieb, wie es mit der Augenheilsparte weitergehen soll. Die strategischen Überprüfung von Alcon sei auf Kurs, erklärte Novartis lediglich. Eine Entscheidung soll gegen Jahresende vorliegen. Früheren Angaben zufolge stehen ein Börsengang, ein Verkauf an Dritte oder auch der Verbleib im Konzern zur Diskussion. Das einst für mehr als 50 Milliarden Dollar von Nestle gekaufte Geschäft konnte die hohen Erwartungen nie erfüllen und ist inzwischen ein Sanierungsfall.

Novartis bekräftigte seine Pläne für die Verwendung überschüssiger Mittel. Priorität habe das Wachstum aus eigener Kraft gefolgt von jährlichen Dividendenerhöhungen und kleineren Akquisitionen. Das Beispiel Alcon schürt inzwischen bei so manche einem Novartis-Großinvestor die Angst vor einem weiteren Megadeal, der schiefgeht. Nicht ohne Grund: Die "Kriegskasse" von Novartis könnte bald mit 50 Milliarden Dollar gefüllt sein, weil das Unternehmen laut über den Verkauf von Beteiligungen an Konkurrenten nachdenkt.

An der Börse lösten die Nachrichten aus Boston keine großen Wellen aus. Mit einem Kursplus von 0,4 Prozent entwickelten sich die Novartis-Aktien im Einklang mit den europäischen Gesundheitswerten.

(Reuters)

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