Erste Bank erhöht Online-Schlagzahl

Die Erste dürfte ihr Online-Banking künftig auch Fremdkunden anbieten.
Die Erste dürfte ihr Online-Banking künftig auch Fremdkunden anbieten.(c) REUTERS (LEONHARD FOEGER)
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Die Erste Bank will ihr Online-Banking George nicht nur bei allen Töchtern ausrollen. Dank einer EU-Richtlinie soll es künftig auch von Kunden anderer Banken genutzt werden können.

Wien. Zur Bank gehen bedeutet heutzutage in der Regel, das Smartphone zur Hand zu nehmen und eine Banking-App zu starten. 57 Prozent der Österreicher nutzen laut Angaben der Erste Bank inzwischen nämlich bereits Online-Banking als vornehmlichen Kanal für ihre Bankgeschäfte. Im Jahr 2005 lag dieser Wert noch bei lediglich 28 Prozent.

Bisher sind die Bankkunden dabei jedoch auf die App ihrer eigenen Bank beschränkt. Das wird sich ab dem kommenden Jahr jedoch ändern. Denn dann tritt die EU-Richtlinie PSD2 (Payment Service Directive 2) in Kraft, die Banken verpflichtet, Kontodaten über Schnittstellen auch anderen Anbietern von Serviceleistungen zu übermitteln, wenn die Kunden das wünschen. Die EU will es dadurch innovativen Fintechs leichter machen, ihre Dienstleistungen am Markt anzubieten.

Angebot an Raiffeisen-Kunden?

Für die Banken bedeutet das natürlich neue Konkurrenz. Allerdings können sie PSD2 auch selbst nutzen, um ihre eigenen Online-Angebote anderen Bankkunden schmackhaft zu machen. Eine Bank, die das konkret vorhat, ist die Erste Bank. Sie plant nicht nur, ihr modernes Online-Banking George bis 2020 bei allen osteuropäischen Tochterfirmen auszurollen. Auch „Kooperationen mit anderen Banken außerhalb der Erste-Kernmärkte sind angedacht“, hieß es am Mittwoch in Wien vor Journalisten. Welche konkreten Märkte und welche Kooperationspartner das allerdings seien könnten, wolle er noch nicht verraten, so Erste-Privatkunden-Vorstand Peter Bosek.

Und auch in Österreich selbst würde es PSD2 der Ersten möglich machen, George den Kunden beispielsweise von Raiffeisen oder der Bank Austria anzubieten. Wird die Bank das auch machen? „Wir wollen das den anderen nicht über die Medien ausrichten. Das soll eine Überraschung sein. Aber grundsätzlich wäre das eine Möglichkeit“, so Bosek auf Nachfrage. „Wir wollen erreichen, dass jeder dritte Online-Banking-Nutzer in Österreich George verwendet“, ergänzt Boris Marte, Leiter des Innovationslabors der Erste Bank, das George entwickelt hat.

Vornehmlich dürfte aber auch bei der Erste Bank PSD2 seine Wirkung in die andere Richtung entfalten – und zwar, dass die Bank die Daten an Drittanbieter weitergeben muss. Um hierbei im Fahrersitz zu bleiben, hat die Erste bei George jedoch bereits einen Plug-In eingebaut, der einen App-Store innerhalb des Systems ermöglicht. „Wenn Fintechs nun interessante Angebote haben, die auch aus unserer Sicht für unsere Kunden tauglich sind, dann wollen wir sie in diesen Store integrieren“, sagt Bosek. Dabei werde aber natürlich auf die notwendige Qualität und auch die Datensicherheit Acht gegeben. Nur Apps, die die Anforderungen der Ersten erfüllen würden, kämen in den Store. Verlangt ein Erste Bank-Kunde jedoch explizit nach anderen Anbietern, müsse die Bank die Kundendaten jedoch natürlich ebenfalls an diese weitergeben.

Zahlen im Online-Handel

PSD2 soll laut Bosek aber auch auf einer anderen Ebene helfen, einen Fehler der Vergangenheit wieder wettzumachen – und zwar bei der Zahlungsabwicklung im Online-Handel. „Dieses Thema haben die Banken vor 15 Jahren komplett verschlafen.“ Heute habe man nur mehr durch die Ausgabe von Kreditkarten daran Anteil. Durch das in PSD2 vorgesehene Instant-Payment könnte hier jedoch ein neuer Banken-Standard geschaffen werden, der künftig in Online-Shops integriert wird. Die Voraussetzung sei jedoch, dass sich ein paar namhafte europäische Banken darauf einigen können, so Bosek. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.06.2017)

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