Air-Berlin-Chef: Müssen heuer Partner finden

Air Berlin
Air BerlinAPA/dpa/Jannis Mattar
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Erstmals räumt der Chef der schwer angeschlagenen deutschen Fluglinie, Thomas Winkelmann, ein, dass Air Berlin allein nicht überlebensfähig ist. Nur so können Arbeitsplätze gesichert werden.

Knapp 300 Millionen Euro Verlust - allein im ersten Quartal, Schulden von 1,2 Milliarden Euro und ein negatives Eigenkapital von sage und schreibe 1,7 Milliarden Euro: Nicht erst die jüngsten Quartalszahlen bestätigten, dass die Air Berlin nur mit Garantien ihres arabischen Partners Etihad in der Luft gehalten wird. Allerdings droht der Geldfluss aus Abu Dhabi zu versiegen - die Scheichs, die seit der Übernahme von knapp 30 Prozent geschätzt rund eine Milliarde Euro in die deutsche Fluglinie gepumpt haben, sind enttäuscht und am Rückzug.

Erstmals bestätigt nun der Chef der Airline, Thomas Winkelmann,  was in der Luftfahrtszene hinter vorgehaltener Hand längst diskutiert wird: "Wir müssen 2017 einen Partner finden", sagt Winkelmann in einem Interview mit der "Zeit". Er prüfe "alles, was für Air Berlin Sinn ergibt und die Arbeitsplätze langfristig sichert". Die Airline, Noch-Mutter der österreichischen Niki, die mit TUIfly zu einer Ferienfluggesellschaft fusioniert werden soll, hat 8400 Mitarbeiter. Winkelmanns Nachsatz deutet schon darauf hin, wohin die Reise gehen könnte: "Die Lufthansa ist einer von einigen möglichen Partnern."

Für den großen deutschen Konkurrenten spricht einiges: Die AUA-Mutter hat bereits per Leasingvertrag  38 Flugzeuge der Air Berlin übernommen (fünf davon gingen an die AUA), das war im Winter der erste große - und notwendige - Schritt, um eine sofortige Pleite zu verhindern. Und Winkelmann kommt - vielleicht auch kein Zufall - von der Lufthansa. Dass er, wie in der Branche spekuliert, den Berliner Konkurrenten bewusst herunterwirtschaften solle, damit ihn die Lufthansa um ein Butterbrot bekomme, dementiert dieser aber vehement. "Das ist blanker Hohn, ich habe einen Vertrag unterschrieben, und den will ich mindestens erfüllen."

Viele Flugausfälle

Abgesehen von Restrukturierungsmaßnahmen muss Winkelmann derzeit vor allem eines: sich bei Passagieren entschuldigen. Denn jetzt werden die finanziellen Probleme auch im täglichen Geschäft spürbar - auch am Pfingstwochenende gab es wieder Flugausfälle und Verspätungen. Als Grund nannte die Air Berlin Engpässe bei Crews und Flugzeugen.

Erboste Kunden fordern inzwischen in Internetforen schon die Pleite der Air Berlin. Noch gibt es eine, wenn auch kleine Überlebenschance.

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