Easyjet beantragt EU-Lizenz für Fluggesellschaft in Wien

APA/AFP/JOHANNES EISELE
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Der Billigfluganbieter Easyjet bereitet sich auf den Brexit vor und will sich mit entsprechender EU-Lizenz in Österreich niederlassen.

Die britische Billigfluglinie Easyjet gründet in Wien ein drittes Standbein und reagiert damit auf die Gefahr, bei einem Brexit die Fluglizenzen für die EU zu verlieren. Flugzeuge werden aber keine nach Österreich verlegt, es handelt sich lediglich um ein Verwaltungsbüro, das 100 Flugzeuge und 4.000 Beschäftigte betreut. Wie viele Jobs in Wien geschaffen werden, ist noch offen.

Die Firmenzentrale bleibt weiterhin in London, auch am zweiten Standbein in der Schweiz wird festgehalten. Eine Lizenz für die neu zu gründende Gesellschaft Easyjet Europe ist beantragt und soll in Bälde ausgestellt werden, bestätigte heute die Austro Control. "Wir sind im Prozess, die Lizenz zu bekommen und erwarten deren Ausstellung in naher Zukunft", ergänzte Thomas Haagensen, Country Manager für die Region Österreich, Deutschland und die Schweiz, zur APA.

Politik jubelt

Ist die Lizenz da, dann darf Easyjet weiterhin in der EU fliegen, selbst nach einem Brexit. Denn laut EU-Recht hat die Fluggesellschaft eines EU-Mitgliedsstaates die Freiheit, innerhalb der EU beliebige Strecken zu fliegen. Basis des europaweiten Flugverkehrs ist ein Regelwerk der EU namens European Common Aviation Area (ECAA). Jeder der 28 EU-Staaten ist automatisch Mitglied in dem Flugpakt. Der Pakt steht aber auch Nicht-EU-Mitgliedern offen, wie das zum Beispiel bei Norwegen der Fall ist. Wie die britische Zeitung "Guardian" berichtet kostet die Lizenz mindestens 10 Mio. Pfund (11,3 Mio. Euro).

Bei der Politik war der Jubel jedenfalls groß, Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) ließ es sich nicht nehmen, ein Flugzeug von Easyjet persönlich in Wien Schwechat zu begrüßen. Zuvor meinte er: "Das ist eine großartige Nachricht für den Standort Österreich. Ich freue mich sehr, dass sich Easyjet für unser Land entschieden hat. Im Wettbewerb mit 27 anderen europäischen Ländern hat die Qualität des Staates und nicht Steuerdumping gewonnen. Nicht der Billigere, sondern der Bessere hat gewonnen. Das zeigt: Eine starke Wirtschaft braucht einen starken Staat als Partner."

Infrastrukturminister Jörg Leichtfried (SPÖ) wiederum meinte: "Das ist eine Auszeichnung für den Standort Österreich. Unser großer Pluspunkt ist unter anderem die professionelle und serviceorientierte Arbeit der österreichischen Luftfahrtbehörden."

Austro Control als Asset

Die gut funktionierende Luftfahrtbehörde Austro Control war schon zuvor von Easyjet als einer der Gründe für den Zuschlag für Wien genannt worden. Dem Vernehmen nach soll sich Österreich gegen Portugal durchgesetzt haben. Am Flughafen in Wien Schwechat ist naturgemäß die Freude ebenfalls groß, auch wenn Easyjet keine Flieger nach Wien verlegt. "Das ist grundsätzlich eine positive Nachricht für den Wirtschaftsstandort Österreich und eine große Auszeichnung für die Austro Control", sagte Vorstandsdirektor Julian Jäger am Freitag im APA-Gespräch. Zufrieden gab sich auch die Wiener Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner: "Wien erweist sich erneut als international attraktiver Standort."

Jährlich fliegen 78 Millionen Passagiere mit der britischen Billigfluglinie. Rund die Hälfte der Passagiere stammt aus den EU-27 Mitgliedsstaaten. Derzeit sind rund 100 Flugzeuge und 4.000 Mitarbeiter in EU-27 Mitgliedsstaaten stationiert sowie etwa 25 Flugzeuge und 950 Mitarbeiter in der Schweiz und 140 Flugzeuge und 6.000 Mitarbeiter in Großbritannien.

Alle drei Fluggesellschaften (Wien, Zürich, London) kommen unter das Dach der Easyjet plc, die weiterhin an der Londoner Börse notiert bleibt und ihren Sitz in Großbritannien hat.

(APA)

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