ABB-Chef muss neuen Brandherd löschen

ABB-Konzernchef Ulrich Spiesshofer
ABB-Konzernchef Ulrich SpiesshoferFOTOKERSCHI.AT
  • Drucken

Als einer der weltgrößten Käufer von Kupfer und Stahl leidet der Schweizer Elektrokonzern ABB unter den anziehenden Rohstoffpreisen.

Rückschlag für ABB-Konzernchef Ulrich Spiesshofer: Gerade als er den Elektrokonzern auf die langersehnte Wachstumsspur zurückgebracht hat, knickt die Profitabilität des Schweizer Unternehmens ein. Die Ertragsschwäche ist nicht in erster Linie wachstumsbedingt: Neben einer ungenügenden Auslastung der Fabriken für große Motoren und Antriebe drückten vor allem markante Preiserhöhungen für Kupfer und Stahl den Betriebsgewinn. Im zweiten Quartal sank er um sieben Prozent auf 1,04 Milliarden Dollar, wie ABB am Donnerstag mitteilte. Die Anleger reagierten enttäuscht, doch Spiesshofer sprach von einem Ausrutscher und versprach rasche Besserung.

Unter dem Strich legte ABB auf den ersten Blick zwar bessere Zahlen vor. Doch der Anstieg des Reingewinns um 29 Prozent auf 525 Millionen Dollar war vor allem dem Umstand geschuldet, dass die Restrukturierungskosten deutlich geringer ausfielen als vor Jahresfrist. Die Investoren hatten mehr erwartet und konnten auch durch den Anstieg des Auftragseingangs um drei Prozent auf 8,35 Milliarden Dollar nicht versöhnt werden. An der Börse sackten die ABB-Aktien um drei Prozent auf 23,18 Franken ab. "Etwas bessere Orders sind der Silberstreifen in einem ansonsten schwachen Abschluss", erklärte Citi-Analyst Martin Wilkie.

ABB erzielte erst das zweite Mal in den vergangenen zwei Jahren ein Bestellungsplus. Seit 2013 kämpft der Zürcher Konzern mit Gegenwind. Denn Förderunternehmen aus der Öl- und Gasbranche bestellen angesichts niedriger Energiepreise wenig neue Technik. Dazu kommt das geringere Wachstum in vielen Schwellenländern, wo ABB stark vertreten ist. Auch bei Konkurrenten wie Siemens und GE hinterließ der Trend Spuren, die Rivalen schnitten aber besser ab. Auch kurzfristig ist für ABB keine markante Besserung in Sicht. Die Konjunkturlage und die geopolitischen Entwicklungen sorgten weiterhin für ein unsicheres Umfeld, erklärte Spiesshofer. 2017 werde ein Übergangsjahr.

Jetzt muss sich der Schwabe mit einer neue Baustelle auseinandersetzen. Als einer der weltgrößten Käufer von Kupfer und Stahl leidet ABB unter den anziehenden Rohstoffpreisen. "Wir müssen sicherstellen, dass wir die Preise für unsere Kunden anheben", erklärte Spiesshofer. Zudem will der Firmenlenker weiter an der Sparschraube drehen und in einzelnen Bereichen die Kapazitäten kürzen. Es dauere etwas, bis sich diese Maßnahmen in den Zahlen niederschlügen. "Wir erwarten, dass wir das in der zweiten Jahreshälfte erfolgreich angehen."

Spiesshofer steht unter Druck. Der Großaktionär Cevian hat dem CEO aufgetragen, den Aktienkurs des Unternehmens auf 35 Franken zu heben. Wenn er auch keinen Zeitrahmen nannte, so hat sich Spiesshofer doch zu dem Ziel bekannt. Die Marke dürfte allerdings erst in Reichweite rücken, wenn die operative Marge gegen das obere Ende der Ziel-Spanne von elf bis 16 Prozent vorrückt, die das Unternehmen bis 2020 erreichen will. Dahin ist es noch ein weiter Weg. Im zweiten Quartal 2017 sank die Marge auf 12,4 Prozent. Cevian wollte sich nicht äußern. 

(Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.