Galeria Kaufhof kämpft mit massiven Problemen

20 04 2017 Friedrichshain Koppenstrasse Berlin Galeria Kaufhof am Ostbahnhof Kaufhof Galeria
20 04 2017 Friedrichshain Koppenstrasse Berlin Galeria Kaufhof am Ostbahnhof Kaufhof Galeriaimago/Steinach
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Drei Landesbanken prüfen heute, ob die Kaufhauskette auch weiterhin kreditwürdig ist. Im Extremfall droht eine Kündigung der Kreditverträge.

Die Geschäftspartner der Warenhauskette Galeria Kaufhof haben offen Zweifel an dessen Bonität, das berichtet die Süddeutsche Zeitung. Vergangene Woche hat der große deutsche Kreditversicherer Euler Hermes hat seine Garantiezusagen für Lieferungen an Kaufhof drastisch zurückgefahren. Das bestätigte eine Sprecherin des Unternehmens in Hamburg. In der vergangenen Woche hatte Euler Hermes die Lieferanten schriftlich darüber in Kenntnis gesetzt.

Demnach kürzt Euler Hermes die Warenkreditversicherung um 80 Prozent. Grundlage für die Entscheidung seien die schlechten Geschäftszahlen. Die Analyse derselben ließen Euler Hermes keine andere Wahl, heißt es. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung verdoppelten sich die Verluste in den ersten fünf Monaten dieses Jahres auf 47 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr (Gewinn vor Steuern). Der Schritt von Euler Hermes könnte weitreichende Folgen haben. Lieferanten könnten Kaufhof die Waren etwa nur mehr gegen Vorkasse liefern.

Banken nehmen Kaufhof nun unter die Lupe

Schon heute, Montag könnten Kaufhof mit neuen unangehnehmen Nachrichten konfrontiert werden: eine wichtige Frist bei den Banken läuft ab. Zweimal im Jahr prüft ein Konsortium der Landesbanken LBBW, Helaba, HSH und der Ergo-Versicherung, ob HBC die in einem Kreditvertrag gemachten Zusagen einhält. Diese Prüfung erfolgt schriftlich. HBC hat nach eigenen Angaben seine Daten bereits überliefert und ist zuversichtlich, die Auflagen ohne Grund für irgendeine Beanstandung zu erfüllen. "HBC und ihre Tochtergesellschaft HBS Global Properties, denen Kaufhäuser von Galeria Kaufhof gehören, erfüllen vollumfänglich alle ihre geschlossenen Mietvereinbarungen", sagt ein HBC-Sprecher. Ob das Konsortium unter der Führung der LBBW, das den Ankauf der Kaufhof-Immobilien vor knapp zwei Jahren mit 1,34 Milliarden Euro finanzierte, ebenfalls rundum zufrieden ist, wird sich am Montag oder Dienstag zeigen. Es könnten aber Zweifel aufkommen.

Die Geschäftsentwicklung von Galeria Kaufhof ist nämlich eines der wichtigsten Kriterien für die Banken. HBC hat den Banken Gewinne zugesagt, tatsächlich schwimmt der Warenhauskonzern derzeit in roten Zahlen. HBC wird nach der Einschätzung von Experten daher wichtige Kriterien des Tests aller Voraussicht nach nicht erfüllen können. Unter anderem geht es auch um das Verhältnis einzelner Ladenmieten für Kaufhof-Immobilien zum operativen Geschäft an dem jeweiligen Standort. Aufgrund der steigenden Verluste, aber auch der gestiegenen Mieten ist diese Kennzahl stark gefährdet, berichtet die Süddeutsche Zeitung.

Kaufhof-Mutter HBC kämpft ebenfalls

Nach Auskünften von Experten können nichterfüllte Auflagen zwar ausgeglichen werden, indem der Kreditnehmer beispielsweise einen Teil des Kredits zurückzahlt. Doch HBC dürfte eine Teilrückzahlung schwerfallen. Das kanadische Einzelhandelsunternehmen, das weltweit insgesamt 480 Geschäfte mit 66 000 Mitarbeitern betreibt, steckt selbst in finanziellen Schwierigkeiten. Die Schulden sind hoch, der Aktienkurs ist stark gefallen, und auch die Kaufhäuser in Nordamerika stecken in der Krise.

HBC gibt an, über eine globale Kreditlinie von 2,25 Milliarden US-Dollar zu verfügen. Davon soll Ende April aber schon knapp die Hälfte ausgeschöpft worden sein. Zudem galt die jüngste Kürzung der Kreditline von Euler Hermes nicht nur für Kaufhof, sondern auch für HBC global. Zudem dürfen von der Gesamtsumme nur etwa 300 Millionen Euro in Deutschland von Kaufhof genutzt werden, die ebenfalls bereits zur Hälfte aufgebraucht sein soll.

Das Problem für Kaufhof und HBC ist: Wenn die Auflagen nicht erfüllt werden, kann das im Extremfall zur Kündigung des Kreditvertrages durch die Banken führen. Die LBBW kommentiert die Angelegenheit nicht, so ist das vertraglich auch vorgesehen. Aber klar ist: Die Banken werden alle Möglichkeiten ausschöpfen, das Risiko zu minimieren.

>>> Bericht in "Süddeutscher Zeitung"

(red.)

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