Volkswagen will Billigauto für Hoffnungsmarkt Indien bauen

Vehicles jam the road after a flyover was briefly closed to vehicular traffic for precautionary measures following an earthquake in Srinagar
Vehicles jam the road after a flyover was briefly closed to vehicular traffic for precautionary measures following an earthquake in Srinagar(c) REUTERS (Danish Ismail)
  • Drucken

Nach der gescheiterten Allianz mit der indischen Tata Motors soll nun die VW-Tochter Skoda Ideen austüfteln und ein Auto für den riesigen Markt Indien herstellen. Doch die Zeit drängt.

In Indien haben nur 1,8 Prozent der Einwohner ein Auto, in Deutschland oder Österreich hat mindestens jeder Zweite einen Pkw. Bei 1,2 Milliarden Indern bedeutet das derzeit etwas weniger als 22 Millionen Autos auf Indiens Straßen. Die Tendenz ist stark steigend, das Potential riesig. Ob Ford, VW oder Fiat, General-Motors oder Toyota – die größten Autohersteller des Globus sind in Indien nur kleine Lichter.

Das wollte Volkswagen mit einer strategischen Allianz mit Tata Motors ändern. Doch aus der geplanten Billigauto-Kooperation wird nichts, das Projekt wurde vor Kurzem überraschend gekippt. Nun setzen die Wolfsburger auf ihre eigene Kraft. Die im Konzern für das Projekt zuständige Tochter Skoda habe eine Reihe von Ideen entwickelt, um bestehende Fahrzeugarchitekturen so weiterzuentwickeln, dass sie den Anforderungen des indischen Marktes entsprächen, heißt es aus dem Konzern zu Reuters.

Skoda soll es richten

"Wie und ob wir es hinkriegen, das muss das Skoda-Team jetzt zeigen", sagte Strategiechef Thomas Sedran der Nachrichtenagentur Reuters in einem am Montag veröffentlichten Interview. Schon jetzt zeichnen sich weitere Verzögerungen ab. "Das Ziel, schon 2019 mit einem Economy-Fahrzeug in Indien auf den Markt zu kommen, ist aktuell nicht mehr realistisch", sagte Sedran.

Allerdings muss VW 2020 in der Lage sein, neue Modelle anzubieten, da dann die Emissionsvergaben in Indien verschärft werden. "Es geht nicht, dass wir erst fünf Jahre später mit neuen Fahrzeugen kommen." Seit April dieses Jahres gilt in Indien für Pkw-Neuwagen die Abgasnorm Bharat Stage IV, das Äquivalent zur Euro 4-Norm. Euro 5 wollen die Inder komplett überspringen und Anfang des kommenden Jahrzehnts gleich zu Euro 6 übergehen. Als Einführungszeitpunkt für Bharat Stage VI, also der Euro 6-Norm, ist der April 2020 in der Diskussion. 

Das Economy-Konzept soll keineswegs auf den indischen Markt beschränkt sein. "Wir planen, es auch in anderen Regionen der Welt einzusetzen", sagte Sedran. Klar sei allerdings, dass es nicht das günstigste Fahrzeug in diesem Segment sein werde.

Mehr regionale Verantwortung

Volkswagen versucht seit Jahren, einen Wagen an den Start zu bringen, der für die breite Masse in Schwellenländern erschwinglich ist. Deshalb hatten die Wolfsburger hohe Erwartungen an die Gespräche mit Tata geknüpft - schließlich hat der indische Autobauer auf diesem Feld Erfahrungen. Der geplante Bund platzte jedoch vor kurzem, weil die erhofften Kostenvorteile nicht erreicht wurden.

Als Grund, warum sich Volkswagen mit besonders günstigen Autos bisher schwertut, sehen Experten die anspruchsvollen Vorgaben der Wolfsburger Ingenieure. Um das zu ändern, hat Konzernchef Matthias Müller den Regionen mehr Befugnisse bei der Entwicklung und Gestaltung neuer Modelle gegeben. In China wird bereits mit dem lokalen Partner FAW an einem besonders günstigen Fahrzeug getüftelt.

(APA/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.