Noch ehe Insolvenzverfahren über sechs Firmen der Miettextilien-Gruppe Wozabal ins Laufen kommen, ist die Politik zur Stelle. Die Grünen in Oberösterreich fordern sogar eine Auffanggesellschaft unter Beteiligung des Landes.
Die Wozabal-Gruppe konnte im Juli Löhne für mehr als 700 Mitarbeiter nicht mehr bezahlen. Die Hausbanken hatten die Konten gesperrt, da fällige Kredite nicht zurückgezahlt wurden. Nach einem gescheiterten Rettungsversuch blieb nur die Reißleine. Sie wurde nun gezogen. Sechs Firmen aus der auf Textilreinigung und Miettextilen spezialisierten Gruppe wurden am Donnerstag in die Insolvenz geschickt. Knapp 800 Mitarbeiter sind von der größten Pleite in Oberösterreich seit 2013 betroffen. Das rief umgehend die Landespolitik auf den Plan.
Landeshauptmann Thomas Stelzer und der für Wirtschaft zuständige LHStv. Michael Strugl (beide ÖVP) gaben sich optimistisch, dass die Wozabal-Sanierung funktionieren werde - nicht zuletzt deshalb, weil die Landesbetriebe weiter mit der Firma zusammenarbeiten würden, wenn die Leistungen wie bisher erbracht werden können, betonten sie in einer Presseaussendung. Sein Ressort stehe aber zur Verfügung, sollten dennoch arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen erforderlich sein, so Strugl.
Seitens des oö. Spitalsbetreibers gespag, dessen Krankenhäuser von Wozabal mit Dienstkleidung, Patienten- und OP-Wäsche sowie Sterilgut versorgt werden, hieß es, man gehe davon aus, dass durch das eingeleitete Insolvenzverfahren die Versorgung der Spitäler gewährleistet sei und den Spitälern und ihren Patienten kein Nachteil entstehen werde.
Land soll Haftung übernehmen
Oberösterreichs Grüne gingen noch einen Schritt weiter. Sie sprachen sich für eine Auffanggesellschaft unter Beteiligung des Landes aus. Es müsse alles unternommen werden, um eine Weiterführung des Betriebs zu sichern, betonte Wirtschaftssprecherin Ruperta Lichtenecker in einer Presseaussendung am Donnerstag.
In dieser Situation sei es wichtig, dass das Land OÖ Haftungen und Garantien übernehme, erklärte Lichtenecker weiter. Oö. Klubobmann Gottfried Hirz verwies auf Fälle in der Vergangenheit wie Lenzing AG und KTM, wo sich eine Haftungsübernahme des Landes bewährt habe. Wozabal sei ein unverzichtbarer Systempartner für die heimischen Gesundheitsbetriebe.
Noch steht nicht fest, wo groß der Schuldenberg ist. Der Gläubigerschutzverband KSV1870 nannte anfangs Passiva von 104 Millionen Euro. Bei konsolidierte Betrachtung der sechs insolventen Firmen - ohne wechselseitige Verbindlichkeiten - könnten die Gesamtschulden auch nur 47 Millionen Euro ausmachen, hieß es später.
Die Wozabal-Gruppe stellt Textilien für Spitäler, Heime, Gastronomie und Hotellerie sowie Industrie und Gewerbe zur Verfügung. Täglich werden 175 Tonnen Textilien gewaschen, die rund 2.000 Kunden sitzen in Österreich, Deutschland, Italien und Tschechien. Die Fortführung des Betriebes und die Versorgung der Kunden während des Insolvenzverfahrens seien sichergestellt, betonte Christian Wozabal am Donnerstag, das operative Geschäft laufe positiv. Die Ansprüche der Dienstnehmer seien durch den Insolvenzfonds gesichert.
AK rät: Ruhe bewahren
Wann betroffene Mitarbeiter mit der Zahlung durch den Insolvenz-Entgelt-Fonds rechnen können, lasse sich derzeit nicht abschätzen. Die AK sowie die Insolvenz-Entgelt-Fonds Service GmbH würden sich bemühen, die Wartefrist möglichst kurz zu halten, teilte am Donnerstag die AK Oberösterreich mit. Ihr Präsident Johann Kalliauer betonte, dass es wichtig sei, Ruhe zu bewahren und nicht überstürzt das Arbeitsverhältnis zu lösen. Dadurch könnten Ansprüche verloren gehen.
Experten der AK Oberösterreich hätten bereits im Vorfeld mit den Betriebsräten und den Gewerkschaften geklärt, wie im Falle einer Insolvenz möglichst rasch und effizient die Infoversammlungen und Beratungen direkt vor Ort abgewickelt werden können. Bereits kommende Woche finden in Linz, Enns und Lenzing insgesamt elf Betriebsversammlungen statt.
(APA)