Großauftrag: Eine halbe Milliarde für die FACC

So schön wird Fliegen im neuen Airbus A320 sein – mit Interieurteilen aus Österreich.
So schön wird Fliegen im neuen Airbus A320 sein – mit Interieurteilen aus Österreich. (c) Airbus
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Der Flugzeugzulieferer baut für den Verkaufsschlager Airbus A320 neue, größere Gepäckablagen. Volle Orderbücher lasten die FACC-Fabriken auf sieben Jahre aus.

Ried/Wien. Die Fluglinien verdienen wieder gutes Geld und rüsten damit ihre Flotten mit modernen Flugzeugen auf. Mehr Komfort und weniger Treibstoffverbrauch lautet die Devise für das Fliegen im 21. Jahrhundert. Davon profitieren nicht nur die großen Hersteller Boeing und Airbus, sondern auch deren Zulieferer. In Österreich ist das die FACC, der nun ein Megacoup gelungen ist: Das börsenotierte Unternehmen hat sich einen mehr als 500 Mio. Euro schweren Großauftrag von Airbus gesichert – es ist eine der größten Orders in der Firmengeschichte.

Die FACC, die mehrheitlich der chinesischen Xian Aircraft gehört, ist als Premiumlieferant Technologiepartner bei der neuen ultramodernen Airspace-Kabine für den neuen Airbus A320. Konkret geht es um die Gepäckablagen und Deckenpaneele. Diese sollen Platz für acht (statt bisher fünf) Gepäckstücke bieten. Bei gleichem Raumangebot (das Flugzug ist ja nicht größer) gilt es also, mehr Platz für die Gepäckablage herauszuholen. Airbus will mit größeren Gepäckablagen, aber auch mit breiteren Sitzen und Gängen, stimmungsvoller Beleuchtung sowie geräumigen Eingangsbereichen das Reisen mit dem A320 noch angenehmer machen.

Wie immer bei der FACC wird jetzt in die Entwicklung investiert. Die Früchte – in Form von Erlösrückflüssen – werden dann geerntet, wenn die Serienproduktion anläuft. Das ist im Fall der Airspace-Kabine ab dem Geschäftsjahr 2018/19 der Fall. Die neuen Gepäckablagen können freilich auch in bestehende A320-Modelle eingebaut werden. Was laut FACC-Chef Robert Machtlinger zusätzliche Erlöse erwarten lässt. Schließlich sind derzeit 7300 A320 im Einsatz.

„Wir kommen somit unserer Vision, im Jahr 2020 einen Umsatz von einer Milliarde Euro zu erreichen, deutlich näher“, sagt FACC-Sprecher Andreas Perotti zur „Presse“. Im Geschäftsjahr 2016/17 (Ende Februar) erwirtschaftete die FACC einen Umsatz von 705,7 Millionen Euro.
Der Spezialist für Leichtbauteile aus Faserverbundwerkstoffen kann freilich nicht nur auf den einen Airbus-Auftrag setzen. Erst kürzlich wurde ein Vertrag mit dem Triebwerkhersteller Rolls-Royce über 35 Mio. Euro und zuvor mit Bombardier über 100 Mio. Euro abgeschlossen. „Mit einem Auftragsstand von 5,3 Milliarden Euro sind wir für die nächsten sieben Jahre ausgelastet“, sagt Perotti.

Deshalb werden die Fabriken aufgerüstet und rund 700 neue Arbeitsplätze geschaffen. Derzeit hat die FACC 3400 Mitarbeiter. Die Investitionen von 70 bis 100 Mio. Euro fließen v. a. in die Werke 2, 3, und 4. Ein guter Teil davon geht auf den neuen Airbus-Auftrag zurück.
Mit dem europäischen Flugzeughersteller ist die FACC seit vielen Jahren gut im Geschäft, wobei der A320 der Verkaufsschlager schlechthin ist. Airbus selbst hat Aufträge für 5000 dieser Maschinen in den Büchern. Die FACC liefert die Innenausstattung für die Modelle A320, A350 und A380, Triebwerksverkleidungen für den A320, A350 und A380, Triebwerkskomponenten für den A330, A350 und A380 sowie Strukturbauteile wie Landeklappen und Flächenrumpfverkleidungen für den A320, A330 und A350.

Bei Boeing wiederum stehen Programme für die Modelle 737 und 787 (Dreamliner) im Mittelpunkt. Für so gut wie alle Passagierflugzeuge produziert die FACC die sogenannten Winglets, die aufgebogenen Flügelspitzen, die für mehr Aerodynamik sorgen. Der Auftrag dafür im Volumen von 750 Mio. Euro war der bisher größte in der Unternehmensgeschichte.

Vertrauen wiederhergestellt

Der neue Airbus-Auftrag ist für die FACC auch ein zweifacher Vertrauensbeweis der Europäer. Zum einen gab es Befürchtungen, dass nach dem Einstieg der Chinesen Ende 2009 das Interesse von Airbus und Boeing an einer Zusammenarbeit erkalten könnte. Diese Phase ist vorbei, auch, weil chinesische Fluglinien inzwischen zu den größten Kunden von Airbus und Boeing zählen.

Zum anderen hat eine Cybercrime-Attacke, die Anfang 2016 für einen Schock und Schlagzeilen gesorgt und letztlich im Geschäftsjahr 2015/16 einen Verlust von 52,3 Mio. Euro verursacht hat, keine nachhaltigen Spuren hinterlassen. Bei diesem sogenannten Fake President Incident wurde in E-Mails, die Betrüger im Namen der Geschäftsführung an FACC-Mitarbeiter in der Finanzabteilung gesendet hatten, die Überweisung eines zweistelligen Millionenbetrags für ein angebliches Geschäft verlangt. Um das Geld wird zwar nach wie vor gekämpft, aber 2016/17 gab es wieder einen kleinen Gewinn. Einen Imageverlust hat es nicht gegeben.

Diese positive Entwicklung zeigt sich auch im Aktienkurs: Seit Jahresbeginn hat sich der Wert der FACC-Papiere von 5,2 auf 10,4 Euro verdoppelt. Auch am Montag legte die Aktie in einem schwachen Umfeld um 1,8 Prozent zu.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2017)

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