Arthur Arbesser

Ein Wiener Idealist in Mailand

Arthur Arbesser.
Arthur Arbesser.(c) Michele Pauty (Michele Pauty)
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Arthur Arbesser erhielt den nächsten Ritterschlag. Er ist neuerdings Chefdesigner der Modemarke Fay.

Wie der unwahrscheinliche Fall eintreten kann, dass ein österreichischer Modemacher in einem von Großkonzernen geprägten, völlig saturierten Umfeld international erfolgreich wird, zeigt Arthur Arbesser beispielhaft vor: Nach den, wie er sagt, in vielerlei Hinsicht prägenden Jugendjahren in Wien studierte er an der Central-Saint-Martins-Kunstuniversität in London; es folgte der Umzug nach Mailand als Neuzugang des Kreativteams von Giorgio Armani. Sieben Jahre später vollzog er den beherzten und nicht minder couragierten Schritt der Gründung einer eigenen Modemarke.

Und das nicht im behäbigen und im globalen Modekontext leider so gut wie unsichtbaren Wien, sondern in der italienischen Designmetropole und damit in einer der Top-drei-Modestädte der Welt. Entsprechend groß war das Risiko – aber Arbesser, in dieser Hinsicht wohl mehr Idealist als knallharter Realist, hatte Vertrauen in sein eigenes Potenzial.


Garant für frischen Wind. Von Saison zu Saison sind seine Kollektionspräsentationen gewachsen, er gilt heute als sichere Spürnase für außergewöhnliche Locations und als Garant für frischen Wind in einem zu neuer Frische erwachenden Mailand. Und das, obwohl Arbesser als Österreicher in Italien für eine Außenseiterrolle in einem geschlossenen, streng reglementierten System prädestiniert gewesen wäre. Zwei Dinge haben das jedoch verhindert: zum einen sein unbestreitbares Talent, das sich in Entwürfen mit oft intellektuellem und künstlerischem Anspruch äußert. „Ich würde mir nie anmaßen, mich mit der Wiener Werkstätte de facto zu vergleichen“, sagt Arthur Arbesser zwar. Doch die verschiedene Kunstsparten abdeckenden Kollektionskonzepte und Präsentationen, für die schon einmal Werke von Hermann Nitsch nach Mailand gebracht werden, lassen einen vergleichbaren Esprit erahnen.

Zum anderen ist da noch das gewinnende Wesen des jungen Mannes, das Beobachter rasch für ihn einnimmt. Darin ist er nämlich doch ganz eine vielseitige Wiener Künstlernatur geblieben und einer, der mit seinem Charme selbst die strengsten Modekritiker positiv beeindrucken kann. Die Liste von Arthur Arbessers für die Modeindustrie relevanten Erfolgserlebnissen ist entsprechend lang: Er war unter den Finalisten des wichtigen LVMH-Modepreises, kreierte Brillen für Silhouette, kooperierte mit Absolut Vodka, war Kreativdirektor der Modemarke Iceberg. Als „einen der interessantesten jungen Designer in Italien“ bezeichnete ihn etwa Silvia Fendi in einem Gespräch, und vor wenigen Tagen erfolgte ein weiterer Ritterschlag. Arbesser ist neuer Chefdesigner der Modemarke Fay, die zur wichtigen Tod's-Gruppe zählt. Deren Präsident, Diego Della Valle, sagte auf Nachfrage zur „Presse am Sonntag“, es handle sich schließlich um einen „äußerst talentierten und sympathischen jungen Mann“: Selbst einer der einflussreichsten Konzernchefs der Modewelt unterliegt also, wenn man so will, bereits dem Charme von Arthur Arbesser.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.09.2017)

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