Zumtobel: Starsanierer bereit für den Abgang

Eigentlich läuft Ulrich Schumachers Vertrag noch bis April 2020.
Eigentlich läuft Ulrich Schumachers Vertrag noch bis April 2020. (c) Hans Klaus Techt/picturedesk.com
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Ulrich Schumacher, Chef des Vorarlberger Leuchtenkonzerns, bot dem Aufsichtsrat seinen Rücktritt an. Zumtobel verschreckte zuletzt seine Investoren mit schlechten Zahlen.

Dornbirn/Wien. Zumtobel hatte große Hoffnungen in Ulrich Schumacher gesetzt: Der Deutsche, bekannt als Sanierer, sollte den börsenotierten Vorarlberger Leuchtmittelkonzern fit für das LED-Zeitalter machen. 2013 übernahm der Exchef des deutschen Chipherstellers Infineon bei Zumtobel das Ruder. Jetzt sieht es so aus, als würde er bald das Feld räumen. In einem Schreiben habe Schumacher dem Aufsichtsrat seinen Rücktritt angeboten, teilte der Konzern am gestrigen Montag mit.

Wenn der Aufsichtsrat dies wünsche, sei Schumacher bereit, in Gespräche über eine einvernehmliche Aufhebung seines Vorstandsvertrags einzutreten. Finanzvorständin Karin Sonnenmoser habe ein ähnliches Angebot gemacht, das der Aufsichtsrat aber zurückgewiesen habe, so der Konzern. Die Verträge beider Vorstände waren vor knapp zwei Jahren bis April 2020 verlängert worden.

Gerüchte über „Machtkampf“

Bei Zumtobel will man auf Nachfrage nicht auf die Gründe eingehen. Das Unternehmen werde in Gespräche mit Schumacher eintreten. Die Aufhebung des Vertrags sei eine Möglichkeit, so Pressesprecherin Simone Deitmer.

Bei Zumtobel rumort es schon länger. Ende Dezember hatten die beiden Aufsichtsräte Stephan Hutter und Hans-Peter Metzler ihre Rücktritte mit Ende Jänner angekündigt. Zu den Hintergründen gibt es wenig Konkretes, dafür umso mehr Spekulationen.

Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte im November über einen „Machtkampf“ im einstigen Familienunternehmen berichtet. In einem Brief hätten 20 Führungskräfte – darunter kein Vorstandsmitglied – die Gründerfamilie Zumtobel aufgefordert, sich aus dem laufenden Geschäft stärker herauszuhalten. Zumtobel wurde 1950 als Familienunternehmen gegründet, heute hält die Familie nur noch gut ein Drittel der Anteile, die Mehrheit ist in Streubesitz. Jürg Zumtobel, Sohn des Firmengründers und bis 2003 Vorstandschef, ist Chef des Aufsichtsrats, sein Bruder Fritz einfaches Mitglied.

Gewinnwarnung und Verlust

Außerdem war Zumtobel zuletzt in die roten Zahlen gerutscht. Im zweiten Geschäftsquartal (von August bis Oktober) musste der Konzern einen Verlust von zwei Millionen Euro wegstecken, nach einem Gewinn von 15 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz schrumpfte um zehn Prozent auf rund 307 Millionen Euro. Im November musste Zumtobel zudem eine Gewinnwarnung ausgeben. Auch im Quartal davor verschreckte Zumtobel seine Investoren mit einem überraschend starken Gewinnrückgang (9,7 Millionen Euro nach 12,6 Millionen Euro ein Jahr davor).

Der Konzern erklärte den Verlust im Dezember mit dem höheren Kostendruck in der Branche und dem schwächeren Geschäft in Großbritannien. Die Entwicklung in der professionellen Beleuchtungsindustrie liege unter den Erwartungen, es sei kurzfristig keine Erholung abzusehen.

Vorstandschef Schumacher ist einer der schillerndsten deutschen Manager. Ein Jahr nach seinem Jobantritt bei Zumtobel legte er ein umfassendes Sparprogramm vor: Schumacher kündigte an, Standorte zu schließen sowie weltweit 600 Jobs zu streichen – das ist jeder zwölfte. Jetzt ist er vielleicht bald seinen eigenen Job los. (bin/ag.)

Auf einen Blick

Der Leuchtmittelkonzern Zumtobel mit Sitz in Dornbirn, Vorarlberg, beschäftigt weltweit 6562 Mitarbeiter. Es zeichnet sich ein Führungswechsel ab: CEO Ulrich Schumacher bot dem Aufsichtsrat seinen Rücktritt an. Die Zumtobel-Aktie lag am Montagnachmittag leicht im Plus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2018)

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