Als nicht besonders gesund stellt sich ein Kamillentee aus Frankreich heraus: Die Stiftung Warentest stellte eine hohe Schadstoffbelastung fest.
Ein Kamillentee des französischen Herstellers Kusmi sei "extrem mit Pyrrolizinalkaloiden belastet", warnt die Stiftung Warentest auf ihrer Internetseite. Der französische Tee, der auch in Österreich verkauft wird, sei bei einem Test auf sogenannte Pyrrolizidinalkaloide besonders negativ aufgefallen. Der nachgewiesene Gehalt von insgesamt 73,2 Milligramm pro Kilogramm sei gesundheitlich so bedenklich, dass man schon jetzt - vor Veröffentlichung des gesamten Tests - vor dem Genuss dieses Tees warnen: Pyrrolizidinalkaloide sind natürliche Inhaltsstoffe vieler Wildkräuter. Sie gelangen in den Tee, wenn sie bei der Kamillenblütenernte nicht aussortiert werden. In Versuchen mit Ratten seien die Stoffe "eindeutig krebserregend und erbgutschädigend" gewesen, schreibst Stiftung Warentest. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gehe davon aus, dass die Substanzen auch beim Menschen kanzerogen wirken könnten. Außerdem sollen sie langfristig die Leber beschädigen.
Einen gesetzlichen Höchstgehalt für Pyrrolizidinalkoloide in Lebensmitteln gibt es noch nicht, da noch nicht geklärt ist welche der 660 Vertreter besonders gefährlich sind. Wissenschaftler des BfR und der Europäischen Lebensmittelbehörde Efsa haben allerdings eine wenig bedenkliche Höchst-Tageszufuhr berechnet: Ein 60 Kilogramm schwerer Erwachsener soll langfristig nicht mehr als 0,42 Mikrogramm täglich aufnehmen und ein 16 Kilogramm schweres Kleinkind nicht mehr als 0,11 Mikrogramm. Experten gehen davon aus, dass sich Pyrrolizidinalkaloide aus Tee gut im Aufguss lösen und vollständig übergehen können.
380 Mal höher als wenig bedenkliche Tageszufuhr
Bei dem Kamillentee von Kusmi kam Stiftung Warentest auf 161 Mikrogramm an Pyrrolizidinalkaloiden pro Beutel. Das ist das 380-Fache der langfristig wenig bedenklichen Tageszufuhr für einen Erwachsenen. Darüber hinaus ist der auf die chronische Leberschädlichkeit ausgerichtete sogenannte "Health Based Guidance Value" um das 27-Fache überschritten."Der regelmäßige Genuss birgt chronische Risiken wie die Entstehung von Leberzirrhosen und Tumoren", schreiben die Konsumentenschützer. Die betroffene Charge dürfte demnach nicht verkauft werden.
Orientis, die Firma die den Tee aus Paris in Deutschland vertreibt, sieht unterdessen keinen Handlungsbedarf: "Nebenwirkungen bei einem 60 kg schweren Menschen könnten erst dann auftreten, wenn der Verzehr von Alkaloiden höher als 120 mg pro Tag liegt. Die Untersuchungsergebnisse der Stiftung Warentest, sollten sie bestätigt werden, würden daher bedeuten, dass ein Verbraucher mehr als 1,6 Kilogramm Kamillentee, etwa 730 Tassen, verzehren müsste, damit eine Nebenwirkung eventuell auftreten könnte." Die Argumentation kann die Stiftung Warentest "nicht nachvollziehen" und hat die amtliche Lebensmittelaufsicht informiert.
Betroffenes Produkt
"Kusmi Tea Camomille/Chamomille/Kamille"
Verpackung: 20 sachets mousseline/20 muslin tea bags, 44 g
Mindesthaltbarkeitsdatum: 10/2019
Chargennummer der Karton-Verpackung: LOT: 161031
Chargennummer der Teebeutel: LOT: KUS163121
(Red.)