Mit Crowdfunding zur lebensrettenden Operation

ARD zeigt ÇFrontberichtÈ ueber Zweiklassenmedizin
ARD zeigt ÇFrontberichtÈ ueber Zweiklassenmedizindpa/A3390 Kay Nietfeld
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Nach den Einschnitten ins Gesundheitssystem boomen in den USA Crowdfunding-Plattformen, über die sich Menschen teure Operationen oder Therapien finanzieren.
Das Internet ist oft die letzte Hoffnung für unversicherte US-Bürger.

Washington. Sie heißen GoFundMe oder YouCaring und sind für viele US-Bürger die einzige Hoffnung ihre gesundheitlichen Probleme in den Griff zu bekommen. Diese Crowdfunding-Plattformen erleben in den Vereinigten Staaten einen regelrechten Boom. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Administration Trump die Gesundheitsreform ("Obamacare") des früheren Präsidenten Barrack Obama rückgängig machen will. Für Dan Saper, den Chef von YouCaring, ist allerdings einerlei, wer im Weißen Haus sitzt. "Die Gesundheitskosten der Bürger steigen permanent", sagte er der Agentur Bloomberg. Immer mehr Menschen stünden vor dem Problem, sich die Kosten für ihre medizinische Behandlung nicht mehr leisten zu können, sagt Saper. "Crowdfunding sei eine Möglichkeit, diesen Menschen zu helfen."

Chris King ist eine dieser Menschen. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, erkrankte die Mutter zweier Kinder mit 26 Jahren schwer. Die Ärzte attestierten eine Erkrankung des Lymphgewebes. "Ich habe zwar eine Krankenversicherung, aber die trägt nichtmehr als das Minimum", wird sie in der SZ zitiert. So wie King geht es vielen Amerikanern. Viele kostspielige Behandlungen sind von der Versicherung nicht gedeckt. Irgendwann konnte King aufgrund ihrer Krankheit nicht mehr arbeiten. Bald saß sie auf einem Schuldenberg von 93.000 Dollar. Ende vergangenen Jahres legte sie ein Profil bei der Plattform "GoFundMe" an. Ein Schicksalsschlag nach dem anderen ist auf dieser Homepage aufgelistet. Mit einem Click können die User Kleinstspenden überweisen. Auf diese Weise sammelte Chris King immerhin 30.000 Dollar ein.

Das Milliardengeschäft mit dem Leid

Rob Solomon ist der CEO von "GoFundMe". Das 2010 gegründete Unternehmen ist die größte Plattform dieser Art in den USA. Solomon nennte sie ein "digitales Sicherheitsnetz".2015 sammelte das Unternehmen laut eigenen Angaben eine Milliarde Dollar von zwölf Millionen Spendern ein. Bereits im Februar 2016 waren es zwei Milliarden, im Oktober vergangenen Jahres wurde die drei Milliarden-Dollar-Grenze überschritten. Mittlerweile gingen 25 Millionen Spenden ein. Fünf Prozent der Spenden kassiert das Unternehmen ein.

Crowdfunding ist also nicht nur die US-amerikanische Version eines Sozialen Netzes, es ist vor allem ein Milliardengeschäft. Laut dem US-Haushaltsbericht haben 47 Prozent der Amerikaner nicht einmal 400 auf der hohen Kante. Es genügen kleine Einschnitte, ein Unfall oder eine Krankheit, die eine Familie bereits in die finanzielle Krise führen können.

Und natürlich gibt es auch für finanzielle Probleme eigene Crowdfunding-Initiativen. Sie sammeln Geld für Menschen, die sich etwas das Schulgeld für ihre Kinder nicht mehr leisten können. Selbst für Menschen, die Privatkonkurs angemeldet haben, wird im Internet Geld gesammelt. Das bei weitem meiste Geld wird aber für medizinische Behandlungen gespendet.

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