Er war das erste und prominenteste Haider-Opfer

Norbert Steger
Norbert Steger(c) GEPA pictures
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Der frühere Vizekanzler und FPÖ-Chef Norbert Steger ist siebzig. Stegers Demontage hatte schon im Dezember 1984 begonnen.

Es war vor dem Innsbrucker Bundesparteitag der FPÖ am 13. September 1986. Parteichef, Vizekanzler und Handelsminister, hatte seinen Widersacher Jörg Haider aus Kärnten nach Wien zu einer letzten Aussprache gebeten: „Du hast zwei Möglichkeiten. Entweder zu spaltest die Partei oder du kannst Minister werden.“ Haider: „Welcher?“ – „Na, Handelsminister statt mir. Ich bleibe vorerst bis zur Wahl Vizekanzler und nehme nur das Energieressort zu mir. Und du wirst Spitzenkandidat. Helmut Krünes soll danach Vizekanzler werden.“ SPÖ-Chef und Bundeskanzler Franz Vranitzky sei damit einverstanden gewesen, erzählt Steger. „Er wollte Haider im Kabinett zähmen.“

Haider lehnte ab. Und wurde am 13. September mit einer klaren Mehrheit der Delegierten neuer Parteichef. Der Generalsekretär Grabher-Mayer erlitt einen Kreislaufkollaps, Bundesgeschäftsführer Mario Erschen trat noch während des Parteitags zurück, Norbert Steger verließ durch die Tiefgarage den Tagungsort. Und Vranitzky beendete die Koalition zwischen SPÖ und FPÖ. Alles weitere ist Geschichte.

Stegers Demontage hatte schon im Dezember 1984 begonnen. Während er als Handelsminister gerade den Weiterbau des Wasserkraftwerks in Hainburg öffentlich verkündete, kam zeitgleich die Nachricht über die APA, dass der damalige Kanzler Sinowatz soeben einen Baustopp und eine „Nachdenkpause“ verlautbart hatte. „Von dem Zeitpunkt an war ich tot“, resümiert Steger verbittert.

Am Donnerstag feierte Steger, der noch immer seine Rechtsanwaltstätigkeit ausübt, seinen 70. Geburtstag. Im ORF-Kuratorium vertritt er die FPÖ, der er sich wieder angenähert hat. (hws)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.03.2014)

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