1983 marschierten die USA auf Grenada ein. Dort ist aber Queen Elizabeth Staatsoberhaupt. Also entschuldigte sich Reagan für die "Unannehmlichkeit".
Was tut man als US-Präsident, wenn man - streng genommen - einen Verbündeten militärisch angreift, noch dazu, ohne vorher etwas zu sagen? Man entschuldigt sich. So geschehen am 25. Oktober 1983, als der damalige US-Präsident Ronald Reagan sich zu einem peinlichen Telefonat mit der britischen Premierministerin Margaret Thatcher genötigt sah, wie der britische Sender BBC berichtete.
Und das kam so: Die USA hatten am selben Tag eine Invasion zum Sturz der Putsch-Regierung auf der Insel Grenada gestartet. Die prononciert linken politischen Verhältnisse in dem Karibik-Staat, wo es bereits 1979 zu einem ersten Umsturz gekommen war, waren den USA schon länger in Dorn im Auge. Der Anlass 1983 kam insofern nicht unwillkommen. Allerdings: Man marschierte damit in einem im Prinzip befreundeten Staat ein. Denn Staatsoberhaupt des Commonwealth-Mitglieds ist nämlich Queen Elizabeth II. Also griff Reagan zum Telefonhörer.
Der Hut des Präsidenten
"Wir entschuldigen uns vielmals für die Unannehmlichkeiten", sagte der US-Präsident, wie aus dem nun veröffentlichten Mitschnitt des Gesprächs hervorgeht: "Wäre ich bei Ihnen, würde ich erst meinen Hut in die Tür werfen, bevor ich einträte". Der Brauch, auf den Reagan anspielt, stammte noch aus dem amerikanischen Bürgerkrieg: Aus Sicherheitsgründen warf man damals zuerst seinen Hut in den Raum. War man nicht willkommen, wurde der Hut wieder expediert - oder beschossen.
Doch Thatcher war dem US-Präsidenten gar nicht gram: Dafür gebe es überhaupt keinen Anlass: "Die Militäraktion läuft nun, und wir wollen hoffen, dass sie erfolgreich ist. Es gibt da noch viel zu tun", äußerte die Eiserne Lady durchaus Verständnis für das US-Vorgehen.
Auch Reagan schnitt Telefonate mit
Bemerkenswert an dem Gespräch - und typisch für Reagans betont lockeren Umgangston - ist das Ende: Thatcher entschuldigt sich mit den den Worten, sie müsse dringend zu einer Unterhausdebatte zurück, woraufhin Reagan entgegnet: "All right. Go get 'em, eat 'em alive."
Die nun aufgetauchten Bänder wurden im Oktober von der Reagan-Bibliothek in Los Angeles veröffentlicht, nachdem es mehrere Anfragen unter Bezug auf das Gesetz zur Informationsfreiheit gegeben hatte. Sie beweisen, dass der US-Präsident zumindest einige seiner Telefonate mitgeschnitten hat. Bisher hatte es immer geheißen, diese Praxis hatte mit Richard Nixon (er amtierte bis 1974) geendet.
(hd)